2021 wird als ein außergewöhnliches Börsenjahr in die Geschichte eingehen. Sowohl Dax als auch S&P 500 kamen ohne nennenswerte Korrekturen aus. Rücksetzer von 20 oder zumindest 15 Prozent? Fehlanzeige.
Das ist eigentlich normal für ein normales Börsenjahr. Stattdessen hatte die Börse im Jahr 2021 etwas von einer Perlenschnur, bei der die Indizes fast in Reih und Glied an der Schnur immer weiter nach oben gezogen wurden.
Hinsichtlich der Aktien 2022 wird sich das verändern. Darauf sollten Sie sich einstellen. Dies liegt hauptsächlich an den vielen Einflussfaktoren, die den Kurs und die Preise in verschiedene Richtungen treiben. Wir sagen Ihnen, worauf Sie achten müssen, welche Faktoren für die Entwicklung der Aktienkurse ein hohes Gewicht haben und welche Aktien 2022 richtig durchstarten könnten. Um in diesem Umfeld als Anleger zu profitieren, sollten Sie Ihre Strategie entsprechend anpassen.
So betonen unter anderem die Börsen- und Aktienexperten der Deutschen Bank, dass im Jahr 2022 eine strategische Herangehensweise gefragt ist. Einfach auch dieses Jahr nur ein statisches Portfolio laufen lassen, stellt dagegen keine wirkliche Option dar.
Abbildung: Deutscher Aktienindex (DAX) Januar 2020 - Januar 2022
Angesichts der rasanten Entwicklung in einzelnen Ländern, der Unternehmenswelt und an den Kapital- sowie Aktienmärkten sollten Sie Ihr Depot fest im Auge behalten und bei Bedarf schnell Länder und Branchen wechseln. Sie müssen also mit Ihrem Depot oder dem Inhalt Ihres Depots weitaus mehr Zeit verbringen als noch in den letzten beiden Jahren. Ansonsten ist die Gefahr hoch, dass Sie bestimmte Entwicklungen und die damit verbundenen Chancen verpassen. Auch im umgekehrten Fall droht Ungemach. Reagieren Sie nicht schnell genug auf negative Tendenzen, drohen Verluste.
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Dabei sollten Sie die Themen kennen, die das Börsenjahr 2022 und die damit verbundenen Anlageentscheidungen maßgeblich beeinflussen. Wir haben im Folgenden die thematischen Einflussfaktoren mit Relevanz aufgelistet, die dominant für Ihre Anlagenentscheidungen sind.
Es ist davon auszugehen, dass sich die Wirtschaft im Jahr 2022 tendenziell erholt. Zwar sind die Folgen der Corona-Krise längst noch nicht ausgestanden und viele Wirtschaftsbereiche bleiben empfindlich belastet, aber viele Experten prognostizieren für das neue Börsenjahr eine Erholung von weiten Teilen der Weltwirtschaft. Die Handbremse bleibt allerdings fast immer angezogen. Für Deutschland ist den Prognosen nach ein BIP-Wachstum von 4,6 Prozent möglich. Das übersteigt die Berechnungen der Bundesregierung, die bislang von einem BIP-Plus von 4,1 Prozent ausgegangen sind.
Im gesamten Europa rechnet die EU-Kommission mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von rund 4,3 Prozent. Für Anleger wichtig sind hier aber vor allem die Begründungen für die ermittelten Werte. Demnach erholt sich die EU-Wirtschaft von der pandemiebedingten Rezession deutlich schneller als erwartet. Ein wichtiger Grund hierfür: Die Versorgungsengpässe werden im Laufe des Jahres 2022 immer stärker behoben. Laut der Industriestaaten-Organisation OECD legt die globale Wirtschaft um 4,5 Prozent zu. Das BIP-Wachstum in den USA ist mit voraussichtlich 2,7 Prozent dabei vergleichsweise schwach ausgeprägt. Demgegenüber trauen die Experten China einen Anstieg von über fünf Prozent zu.
Die Europäische Zentralbank EZB bezeichnet die hohe Teuerungsrate zwar als temporär, aber viele Banken- und Börsenexperten widersprechend dieser Einschätzung. So geht etwa der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, davon aus, dass die Teuerungsrate in Deutschland und Europa innerhalb der kommenden Jahre auf über zwei Prozent anschwillt. Auch in den USA zeichne sich ein deutlicher Preisanstieg ab. Die Wirtschaftsweisen warnen diesbezüglich, dass vor allem steigende Energiepreise und höhere Lohnabschlüsse im Verbund mit noch länger anhaltenden Lieferproblemen als Preistreiber für dauerhaft höhere Inflationsraten sorgen können.
Die Notenbanken und die Zinsen werden auch 2022 viel Bewegung an den Märkten verursachen. Eine Schlüsselrolle übernimmt dabei die Europäische Zentralbank. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sprach sich zwar erst kürzlich im Rahmen einer EZB-Ratssitzung gegen eine Zinsanhebung aus, aber angesichts der hohen Inflation werden die Währungshüter im Jahr 2022 wohl nicht umhinkommen, die Zinspolitik entsprechend anzupassen. Schon jetzt wird zum Beispiel in den USA offensiv gefordert, dass die Anleihekäufe der Federal Reserve schneller als ursprünglich geplant reduziert werden sollen.
Bereits in den letzten Monaten des Jahres 2021 belasteten hohe Rohstoffpreise sowohl die Finanzmärkte als auch einzelne Unternehmen. Hinzu kommen die aktuell geringeren Lagerbestände, die den Preis für Kohle und Erdgas zumindest kurzfristig weiter nach oben treiben könnten. Möglicherweise kommt es mittelfristig zudem zu einer echten Ölpreis-Rally. Kommt es allerdings zu weiteren Lockdowns in der westlichen Welt, könnte das für einen nachhaltigen Tiefschlag in Bezug auf den Ölpreis sorgen.
Im Hinblick auf den Goldpreis sagen die Analysten für 2022 weitere Schwankungen voraus. Einerseits profitiert Gold von der Inflation, leidet andererseits aber unter einem vergleichsweise starken Dollar. Wird das Gold in Fiatwährungen bewertet, präsentiert sich das Edelmetall als gut aufgestellt. Trotzdem drohen auch hier neue Belastungen – und zwar durch die zunehmende Konkurrenz der digitalen Assets rund um Bitcoin. Dies kann den Goldpreis drücken.
Zu berücksichtigen ist hierbei zudem, dass den Kryptowährungen zunehmend inflationsschützende Eigenschaften nachgesagt werden. Zudem erhöht sich kontinuierlich die Marktakzeptanz. Dies treibt die Preiserwartungen für Bitcoin und Co. zusätzlich nach oben. Einige Experten rechnen diesbezüglich mit einer Vervielfachung des Kurswerts. Das sehen aber nicht alle so. So erkennen andere Experten im Bitcoin keinen intrinsischen Wert. Kurssteigernd wirken aber auch eventuellen Regulierungsambitionen für den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen oder auch die Diskussion um die baldige Einführung von digitalen Währungen als Pendant zum US-Dollar und Euro.
Als Anleger sollten Sie Ihren Fokus vorrangig auf Non-Fungible Tokens (NTFs) legen. ARK Invest-Chefin Cathie Wood bezeichnet diese Anlageform nicht umsonst als Trendasset mit enorm großem Potenzial. Dazu passt, dass selbst Unternehmen wie Epic Games und Adidas in diesem Segment ein zukünftiges Engagement ausloten. In diesem Bereich ist im Jahr 2022 daher mit viel Bewegung zu rechnen.
Wenn Sie sich für Aktien von Automobilherstellern interessieren, sollten Sie die Engpässe im Halbleiterbereich beobachten. Die starke Nachfrage nach Halbleitern dürfte auch 2022 nicht abnehmen, eher noch forciert werden. Lieferprobleme werden in diesem Bereich daher eher zunehmen als abnehmen. Unternehmen wie Daimler, Marvell und Continental leiden extrem unter der Kombination aus Halbleitermangel und steigende Rohstoffpreise. Allein im Jahr 2021 entgehen der Branche bis zu 180 Milliarden Euro Einnahmen. Trifft diese Prognose der Beratungsfirma Alix Partners zu, könnten sich die jeweiligen Unternehmensaktien an den Finanzmärkten preislich für einen Anlagekauf empfehlen.
Auch 2022 stellt Corona nach wie vor ein Unsicherheitsfaktor für Anleger und die Börse dar. Insbesondere im Frühjahr sind hier noch stärkere Auswirkungen zu erwarten. Hinzu kommt, dass es aktuell nicht absehbar ist, was für Folgen die neue Variante Omikron für die Anlageoptionen aufweist. Wie notwendig bleiben speziell die Booster-Impfungen? Das ist gerade vor dem Hintergrund bedeutend, wie sich die Aktien der Vakazinhersteller (Moderna, BioNTech/Pfizer und AstraZeneca etc.) entwickeln. Auch Unternehmen, wie etwa Zulieferer im Pharmabereich oder Antigentesthersteller, stehen in diesem Zusammenhang unter Beobachtung. Insgesamt betrachtet, sollte der Einfluss von Corona auf die Aktienmärkte aber nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren ausfallen.
Neben den bereits zuvor skizzierten Einflussfaktoren gibt es noch ein großes Spektrum an Kriterien und Szenarien, die für Sie als Anleger von Bedeutung sind. Wir fassen die relevantesten Thematiken im Folgenden komprimiert zusammen.
- Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt die Aktien- und Finanzmärkte auch 2022. Beachten müssen Sie in diesem Fall in erster Linie Anlageoptionen in den Segmenten Elektromobilität und erneuerbare Energien. Achten Sie zudem auf Unternehmen, die direkt oder indirekt an der Fertigung gesunder, nachhaltiger Lebensmittel beteiligt sind.
- Die Marktmacht von Wachstumstiteln wie Amazon, Apple, Meta oder Alphabet könnte gebrochen werden. Das sollten Sie bei einer Investition in diese Klassiker jetzt berücksichtigen. Denn die Wettbewerbsbehörde in den USA prüft eine Aufspaltung von Konzernen dieser Art. Dabei stehen die Internetgiganten auch im Hinblick auf Wettbewerbsfragen im Fokus. Dies alles stört die Preis- und Kursentwicklung in diesem Sektor erheblich.
- 2022 stehen viele politische Entscheidungen an, was oftmals die Finanzmärkte und Börsenkurse beeinflusst. Interessant werden in diesem Kontext primär die Präsidentschaftswahlen in Frankreich sowie die Zwischenwahlen zum US-Kongress. Je mehr die gewählten Parteien und Personen auf die Wirtschaft fokussiert sind, desto positiver reagiert in der Regel die Börse.
- Emerging Markets sind im Jahr 2022 gewissermaßen echte Wundertüten. Dementsprechend uneins schätzen die Experten die diesbezügliche Entwicklung ein. Morgan Stanley sehen bei Aktien aus China ein Aufwärtspotenzial von gerade einmal maximal drei Prozent. Die US-Investmentgesellschaft BlackRock empfiehlt 2022 demgegenüber ein Engagement in China-Aktien, zeigt sich dafür aber skeptisch für Indien-Investments.
Neben diesen Einflussfaktoren sollten Sie bei der Bewertung von Aktien zum einen immer den bilanzierten Gewinn und zum anderen aber auch den operativen Cashflow sowie den bereinigten Gewinn berücksichtigen. Der Grund liegt auf der Hand: Top-Aktien zeichnen sich durch kontinuierlich wachsende Unternehmensgewinne aus. Das geht in der Regel einher mit nachhaltig steigenden Kursen sowie mit stabilen Dividenden.
Hinzu kommen noch weitere Kennzahlen wie die ausgegebene Aktienanzahl, der Streubesitz, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV), das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) sowie das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV). Wichtige Bewertungskriterien sind zudem die Eigenkapitalquote, der Verschuldungsgrad sowie die Eigenkapitalrendite. Aus diesen Werten lassen sich zum Beispiel mithilfe einer umfassenden Fundamentalanalyse entsprechende Potenziale identifizieren und Prognosen ableiten.
Unter Berücksichtigung dieser Parameter und den zusätzlichen Einflussfaktoren haben wir für Sie eine Liste der Aktien erstellt, die im Jahr 2022 richtig durchstarten könnten und zu Top-Aktien avancieren.
Die Allianz-Aktie könnte im Jahr 2022 zum Superstar werden, die den DAX weit anführt. Grund hierfür ist das Potenzial, das sich primär aus der günstigen Bewertung ergibt. Eine Dividendenrendite von knapp fünf Prozent bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 11 und einem fast schon ausgewogenen Kurs-Buchwert-Verhältnis kann als preiswert bezeichnet werden.
Weitere Impulse könnten zudem wieder erstarkende Aktienrückläufe sowie eine erneut stabile Dividende liefern. Ein besonderes Potenzial weisen dabei die Structured Alpha Fonds auf. Viele Experten sind sich hier nahezu sicher, dass diese Fonds im Jahr 2022 mit einer operativ soliden Performance sowie einer starken Dividende zum Senkrechtstarter entwickelt. Hier könnte sich für Sie als Anleger ein Investment auszahlen.
Die Zalando-Aktie ist schon lange eine echte Wachstumsgeschichte. Angesichts eines Kurs-Umsatz-Verhältnisses von etwa 2. einer Marktkapitalisierung von deutlich über 20 Milliarden Euro und einem Aktienkurs von unter 70 Euro bietet die Aktie für 2022 einen günstigen Mix. Auch wenn es im ersten Quartal 2022 möglicherweise noch sehr schwierig wird, kann die Aktie im Laufe des Jahres den Turnaround realisieren. Als Anleger sollten Sie hier aber auf jeden Fall langfristig denken. Einige Prognosen sehen den finalen Turnaround nämlich erst in ein bis zwei Jahren.
Dass es aber zu einem Comeback der Zalando-Aktie kommt, erwarten eigentlich alle Börsen- und Marktbeobachter. Die Frage ist nur, wann das passiert. Daher sollten Sie auch die von uns aufgelisteten Einflussfaktoren genau beachten. Hier können im Rahmen der jeweiligen Szenarien entsprechende Hinweise entstehen, wann die Reise der Zalando-Aktie in die Top-Rankings zu erwarten ist.
Die Biotech-Aktie Novavax wächst schnell und stark. Das auf Impfstoffe fokussierte Unternehmen bietet reichlich Potenzial.
2022 kann das Unternehmen laut Prognosen der Wall Street einen Jahresumsatz von knapp 5,25 Mrd. US-Dollar generieren. Das wäre mehr als eine Steigerung von 140 Prozent zu den geschätzten 2,16 Milliarden im Jahr 2021. Kurstreibend wirkt zusätzlich die am 22. Dezember 2021 erfolgte EMA-Zulassung für den Covid-19-Impfstoff NVX-CoV2373. Außerdem erzielt das Unternehmen immer mehr Erfolge bei der Produktion von Kombi-Impfstoffen, wie beispielsweise für Covid-19 und die Grippe. Das zeugt von Zukunftsfähigkeit und lässt auf satte Gewinne hoffen.
Hierbei handelt es sich um einen Kryptowährung-Miner, der ein rasantes Wachstum vorweisen kann. Marathon Digital Holdings hat sich dabei auf das Schürfen von Bitcoins und damit auf die weltweit am meisten beachtete Kryptowährung spezialisiert. Grund für eine positive Prognose liefert das Unternehmen hauptsächlich durch den stetigen Ausbau seiner Mining-Farm.
Aktuell sind etwa 30.000 Miner für das Unternehmen in Betrieb. Bis März 2022 sollen weitere 73.000 Miner in einer 300-Megawatt-Anlage installiert werden. Allerdings sollten Sie hier nur dann einsteigen, wenn Sie kurzfristige Handelsvorhaben realisieren möchten. Denn das Geschäftsmodell ist langfristig zu abhängig vom Wert des Bitcoins sowie von technischen Innovationen.
- China State Construction Engineering (China): Industrielle Dienste, auf zehn Jahre jährlicher Gewinnzuwachs von 14,93 Prozent.
- CoreSite Realty (USA): Immobilien, auf zehn Jahre jährlicher Gewinnzuwachs von 16,73 Prozent.
- Henry Schein (USA): Gesundheitspflege, jährlicher Gewinnzuwachs von geschätzten 53,95 Prozent.
- Stag Industrial (USA): Immobilien, Stabilitätsfaktor von 0,99, macht jedes Jahr mehr Gewinn.
- Leg Immobilien (Deutschland): Immobilien, legt jedes Jahr um 10,95 Prozent an Gewinn zu.
- Nexus (Deutschland): IT/Software, jährlicher Gewinnzuwachs von geschätzten 28,13 Prozent.
- Comcast (USA): Zyklische Dienste, geschätzter jährlicher Gewinnzuwachs von 34,11 Prozent.
- Sunwoda Electronic (China): Technologie Ausrüstung, pro Jahr ein Gewinnzuwachs von geschätzten 51,96 Prozent.
- W.W. Grainger (USA): Industriegüter, geschätzter jährlicher Gewinnzuwachs von 52,11 Prozent.