Sie möchten Ihre Geldanlagen breiter streuen und sich zusätzlich gegen Geldentwertung schützen?
Um dies zu realisieren, setzen bereits viele Anleger auf Rohstoffe als Anlagemöglichkeit. Ob Getreide, Öl oder Gold - der Markt für Rohstoffe bietet dabei ein vielfältiges Betätigungsfeld und entsprechende Begehrlichkeiten.
Aber sind Rohstoffe wirklich so vielversprechende Anlagealternativen, wie es sich etliche Marktakteure versprechen?
Im folgenden Artikel klären wir Sie über die Anlageoptionen, Chancen, Risiken sowie Vor- und Nachteile von Rohstoffen auf.
Dass Rohstoffe überhaupt als Geldanlage funktionieren, war lange Zeit überhaupt nicht ersichtlich.
Eigentlich sollte der Börsenhandel von Rohstoffen nämlich lediglich die Transaktionen zwischen rohstoffproduzierenden Betrieben auf der einen Seite und rohstoffverarbeitenden Unternehmen auf der anderen Seite vereinfachen.
Im Laufe der Zeit erkannten die Markt- und Finanzexperten der damaligen Zeit, welche zusätzlichen Optionen Rohstoffe offerieren.
Im Fokus stand dabei die Preisentwicklung, die von der Nachfrage bestimmt wird. Erkannt wurde dies nicht zuletzt durch das in den Industrie- und Schwellenländern steigende Nachfragewachstum.
Die 1848 gegründete Warenterminbörse in Chicago (Chicago Board of Trade; kurz: CBOT) nimmt in diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle ein.
Es war weltweit die erste Börse, die als verlässliche Dauereinrichtung für die Rohwarenhändler funktionierte und mit dem Einzug der Futureskontrakte den Terminhandel im Rohstoffbereich populär machte.
Auch heute noch, rund 170 Jahre nach ihrer Gründung, stellt das CBOT den führenden Handelsplatz für landwirtschaftliche Rohstoffe dar. Gehandelt werden in Chicago vor allem Mais, Weizen und Sojaprodukte.
Der gesamte Rohstoffhandel macht weltweit rund ein Drittel des internationalen Handels aus. Gehandelt werden die Rohstoffe an Kassamärkten sowie an Warenterminbörsen. Während dabei an den Kassamärkten die Rohstoffe innerhalb weniger Tage den jeweiligen Besitzer wechseln, werden Gold, Öl, Weizen und Co. mit Terminkontrakten (hier: Futures) gehandelt.
Im Prinzip können Sie als Privatanleger in alle an den Rohstoffbörsen verfügbaren Rohstoffe handeln. Allerdings haben Sie nur bei Edelmetallen einen entsprechenden Zugang zu den Kassamärkten. Der direkte Zugang zu den Rohstoffbörsen bleibt Ihnen als Privatanleger allerdings verwehrt.
Sie können hier aber über Onlinebroker in den Handel mit Rohstoffen einsteigen. Die Rohstoffbörsen selbst stellen die Plattform für die Preisbildung dar. Es gibt nahezu unzählige Warenterminbörsen in der Welt. Viele von diesen Börsen haben sich dabei auf bestimmte Rohstoffe spezialisiert.
Der Rohstoffmarkt lässt sich generell in fünf verschiedene Segmente unterteilen. Als Anleger stehen Ihnen diesbezüglich verschiedene Investitionsvehikel zur Verfügung, die es Ihnen erlauben, in einen Rohstoff Ihrer Wahl zu investieren. Diese Anlagemöglichkeiten können Sie nutzen:
1. Agrarprodukte wie zum Beispiel Getreide, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Zuckerrohr oder Soja sowie Industriepflanzen, einschließlich Holz und Wolle.
2. Edelmetalle wie zum Beispiel Gold, Silber, Platin, Kupfer sowie Coltan und andere seltene Erden.
3. Energieressourcen bzw. -produkte wie zum Beispiel Öl, Kohle, Ethanol, Uran, Benzin, Erdgas und auch Strom..
4. Metallrohstoffe und die entsprechenden Basismetalle wie zum Beispiel Eisenerz, Stahl, Aluminium, Nickel und Zink.
5. Vieh- und Fleischwirtschaft wie zum Beispiel Schweinebäuche und Mastrinder.
6. Umweltgüter inklusive Kohlenstoffemissionen, Grünstromzertifikate und weiße Zertifikate.
Wenn Sie einen Kauf von physischen Rohstoffen anvisieren, stehen Ihnen im Rahmen eines direkten Investments die Edelmetalle zur Verfügung. Beliebt bei den Anlegern sind dabei vor allem Barren und Münzen aus Gold oder auch aus Silber.
Gerade wer der Intention folgt, das eigene Anlagenportfolio abzusichern, greift gerne zu Gold, Silber oder auch Platin. Allerdings sollten Sie bei einem Kauf dieser Edelmetalle immer die Kostenschiene im Auge behalten. Denn der Kauf und die Aufbewahrung der Edelmetalle gehen mit hohen Anschaffungs- und Lagerkosten einher.
Diese Kosten entstehen beispielsweise durch das Mieten eines Bankschließfachs, durch den Erwerb eines eigenen Tresors oder durch den Abschluss einer Versicherung.
Ansonsten ist der Handel mit physischen Rohstoffen bei keiner Ressource praktikabel.
So können Sie als Anleger etwa in Rohstoffe aus der Landwirtschaft und in Energieträger lediglich über aktiv verwaltete Fonds, Zertifikate von einzelnen Rohstoffen sowie über passive börsengehandelte Investmentfonds (kurz: ETFs) in indirekter Form investieren.
Entscheiden Sie sich für eine dieser Handelsoptionen, entstehen Ihnen weitaus weniger Kosten. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, Ihre Anlage jederzeit wieder an der Börse zu verkaufen.
Es kommt bei Ihrer Entscheidung im Hinblick auf die gewünschte Form der Anlage immer auf Ihre Intention an.
Während eine Anlage beispielsweise in Gold in erster Linie der Absicherung des eigenen Portfolios dient, spekulieren die Anleger bei Weizen, Erdöl oder Industriemetallen auf einen steigenden respektive einen fallenden Kurswert.
Für die jeweilige Erwartungshaltung und die Entwicklungsprognosen spielen dabei viele unterschiedliche Faktoren eine große Rolle.
Eine wachsende Weltbevölkerung im Verbund mit umfangreichen Infrastruktur-Programmen und einem erhöhten Energieverbrauch deuten etwa auf langfristig höhere Lebensmittelpreise hin.
Hierbei sollten Sie allerdings ein Problem nicht unterschätzen. Denn gleichzeitig mit den Rohstoffen holen Sie sich politische und gesellschaftliche Risiken ins Depot. Viele Rohstoffe dieser Welt werden in Schwellenländern abgebaut, die teilweise als instabil gelten.
Kommt es dort zu Problemen wie ein Arbeiterstreik oder politisch bedingte Unruhen, schlägt sich das schnell auf die Kurswerte nieder.
Hinzu kommt, dass verschiedene Organisationen und Institutionen einzelne Stoffe und die jeweilige Preisbildung kontrollieren bzw. beeinflussen. Die Organisation erdölexportierender Länder (in Kurzform: OPEC) stellt in diesem Zusammenhang ein typisches Beispiel dar.
Zudem bringt auch noch die Währung ein weiteres Risiko mit sich, da die Mehrzahl der Rohstoffe in US-Dollar gehandelt werden. Nicht zu unterschätzen ist auch die wetter- und witterungsbedingte Beeinflussung in Form von schwankenden Erträgen oder sogar Missernten.
Außerdem gibt es - im Gegensatz zu Aktien - nahezu keinerlei finanzielle Kennzahlen wie Zinssätze oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis.
Zudem bringt auch noch die Währung ein weiteres Risiko mit sich, da die Mehrzahl der Rohstoffe in US-Dollar gehandelt werden.
Ein möglicherweise fallender Dollarkurs stellt hier ein real existierendes Risiko dar. Zudem sollten Sie bei Ihrer Entscheidung für ein Investment in Rohstoffe stets berücksichtigen, dass Rohstoff-Anlagen keine Erträge in Form von Zinsen oder Dividenden ausschütten.
Wenn Sie als Anleger Ihr Investment in Form von Zertifikaten realisieren, haben Sie sogar ein gewisses Kreditrisiko. Denn Zertifikate sind in diesem Fall nichts anderes als Schuldverschreibungen der Inhaber. Um einem solchen Kreditrisiko vorzubeugen, sollten Sie beim Investieren in einzelne Rohstoffe via Zertifikat grundsätzlich unterschiedliche Herausgeber wählen.
Eine Anlage in Rohstoffe hat den Vorteil, dass innerhalb einer lediglich kurzen Zeitspanne die einzelnen Werte stark steigen oder fallen können. Haben Sie auf die richtige Entwicklung gesetzt, profitieren Sie von diesen mitunter deutlichen Kurssprüngen.
Zudem helfen Investments in Rohstoffe dabei, das eigene Vermögen zu diversifizieren und das Risiko breiter zu streuen. Demgegenüber stehen eben die zuvor beschriebenen Einflussfaktoren, die einen Kurs unerwartet und schnell in die eine oder andere Richtung katapultieren können.
Dadurch können Sie Ihr in Rohstoffe angelegtes Geld auch prompt wieder verlieren. Denn bei einer Anlage in Rohstoffe geht die Möglichkeit auf attraktive Gewinne stets Hand in Hand mit dem Risiko, hohe Verluste zu erleiden.
Selbst erfahrende Marktakteure können die jeweiligen Rohstoffpreise nicht wirklich prognostizieren. Der Kurswert kann sich jederzeit aufgrund von wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen oder auch ökologischen Gründen plötzlich ändern.
Vom Grundsatz her sollten Sie im Idealfall nicht mehr als fünf bis maximal zehn Prozent in Ihrem Portfolio für Rohstoff-Investments reservieren. Dazu raten auch die Börsenspezialisten und zum Beispiel auch die Stiftung Warentest.
Wenn Sie sich als ein eher defensiver Anleger definieren, sollten Sie Rohstoffe ausschließlich als Beimischung zu Anleihen und Aktien nutzen. Um hier aber nicht von den Entwicklungen überrascht zu werden, ist es ratsam, sich im Vorfeld genau mit den speziellen Preismechanismen im Rohstoff-Sektor auseinanderzusetzen. Ihr Portfolio sollte darüber hinaus langfristig ausgerichtet sein und über eine ausreichende Größe verfügen.
Auch in der aktuellen Lage im Umfeld der Corona-Krise bieten sich Ihnen gute Einstiegschancen in die Anlageklasse der Rohstoffe. Gerade Gold steht aktuell - als die Krisenwährung schlechthin - im Fokus vieler Anleger.
Zu Beginn der Corona-Krise konnte das Edelmetall seinem guten Ruf dann auch erst einmal gerecht werden. Wer ein Depot mit einer hohen Aktienquote führte, schaffte es mithilfe einer Goldbeimischung den angefallenen Gesamtverlust zumindest etwas eindämmen. Aber auch der Goldpreis geriet in der Folge dann unter Druck.
Ein entscheidender Grund hierfür liegt wahrscheinlich an dem erhöhten Liquiditätsbedarf der Anleger. Das kennt man auch aus anderen Krisenzeiten: In einer solchen Marktphase verkaufen viele Anleger alles, was vorher Gewinne gebracht hat.
Trotzdem aber erholte sich der Kurs in den vergangenen Wochen wieder und stellt jetzt genau die Anlageklasse dar, die nach der Talfahrt wieder im Plus ist. Gold bleibt im Vergleich zu anderen Anlageoptionen also durchaus eine sinnvolle Depotbeimischung.
Ansonsten sackten die Rohstoffpreise in der Corona-Krise analog zu der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 jäh und mitunter steil ab. Gerade Basismetalle wie zum Beispiel Kupfer sind extrem betroffen. Innerhalb von zwei Wochen büßte der Dow Jones Commodity Index über 40 Prozent seines Wertes ein.
Auf dem Energiesektor ist der Preisverfall noch dramatischer. Der Index MSCI AC World Energy verlor aufgrund des massiven Rückgangs des Preises für Rohöl zeitweise sogar über 50 Prozent.
Probleme bereitet dies insbesondere Rohstofffonds, die in der Mehrzahl auf die Dominanz von Rohöl setzen. Bei größeren Depotbeimischungen ist der Schaden unübersehbar und direkt spürbar. Dies zeigt eindrucksvoll, warum Sie niemals große Vermögensteile in Rohstoffe investieren sollten.
Interessant in diesem Zusammenhang ist zudem die Tatsache, das sich Warren Buffett als großer und renommierter US-amerikanischer Investor von den Aktien des großen Erdölunternehmens Conoco Philipps, sowie des Erdölförderers Exxon Mobil getrennt hat.
Auch das finanzielle Engagement der norwegischen Staatsfonds ist in diesem Bereich merklich zurückgefahren worden. Einige Marktakteure werten dies als ein Zeichen dafür, dass der Ölmarkt in der nächsten Zeit mehr Risiken als Chance offenbart.
Mit einer Anlage in Rohstoffe bzw. in Rohstofffonds erweitern Sie Ihr Anlageportfolio um ein Element, mit dem Sie Kursverluste ausgleichen können. Das ist möglich, da sich alle Rohstoffpreise bzw. -kurse im Allgemeinen stets unabhängig von den jeweils aktuellen Börsenkursen entwickeln. Zudem bieten Investments in Rohstofffonds gegenüber herkömmlichen Fonds oftmals höhere Renditen.
Aufgrund zahlreicher Einflussfaktoren können Preisentwicklungen aber kaum verlässlich prognostiziert werden. Denn plötzlich auftretende politische Veränderungen oder andere Vorkommnisse wirken bereits kurzfristig stark auf den Preis ein. Dadurch besteht bei einem Investment in Rohstoffe bzw. in Rohstofffonds auch immer die Gefahr, dass Sie einen Totalverlust hinnehmen müssen.