Die Börse ist schnelllebig. Es heißt, die Zukunft wird gehandelt. Meistens ist es aber so, dass gehandelt wird, was Investoren zukünftig erwarten. Bestes Beispiel hierfür stellen die aktuellen Aktienkurse der typischen Corona-Profiteure dar.
So stehen etwa die Aktien von Impfstoffherstellern, Fitnessgeräte-Anbietern oder auch Lieferdiensten mittlerweile längst schon wieder auf der Verkaufsliste von Investoren und Anlegern. Obwohl Omikron und möglicherweise noch andere Virusvarianten die Welt weiterhin in Atem halten, ist das Thema für viele Investoren nahezu schon wieder „Schnee von gestern“.
Bezeichnend hierfür ist der Sturzflug der BioNTech Aktie, die innerhalb von nur vier Wochen rund 40 Prozent an Wert eingebüßt hat. Ein sicherer Booster für Ihr Depot sieht anders aus. Fakt ist aber auch: Wer bereits seit dem IPO im Oktober 2019 in die Aktie investiert hat, konnte mit dem „Impfstoff-Hot-Stock“ eine vierstellige und damit hervorragende Rendite erzielen. Allerdings gelang das nahezu ausschließlich Anlegern, die sich als Spekulanten verstehen. Denn der Erfolg des von den Mainzern entwickelten Impfstoffs war zu der Zeit kaum abzusehen. Dadurch wurde jede Investition zu einer hochspekulativen Anlage. Es scheint so, als hätte das Mainzer Unternehmen damit sein Pulver verschossen. Oder gibt es doch genügend Potenzial für langfristige Kursgewinne?
Insbesondere der mRNA-Impfstoff Comirnaty hat dem Unternehmen vergleichsweise hohe Gewinne beschert und das Gründer-Duo Ugur Sahin und Özlem Türeci weltweit bekannt gemacht. Zusammen mit Pfizer brachte das Unternehmen einen mRNA-Impfstoff auf den Markt, von dem weltweit binnen kürzester Zeit Milliarden Dosen ausgeliefert wurden. Dementsprechend exzellent fallen die Bilanzkennzahlen von BioNTech aus.
So setzte das Unternehmen im dritten Quartal 6,1 Milliarden Euro um. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum betrug der Gewinn lediglich 67,5 Milliarden Euro. Zudem erwirtschaftete BioNTech einen Nettogewinn von knapp 3,3 Milliarden Euro. Das neue Geld wird das Unternehmen wahrscheinlich in die Entwicklung weiterer Medikamente stecken. Schon jetzt ist die Produkt-Pipeline außerordentlich gefüllt.
Bereits Ende des vergangenen Jahres hat das Unternehmen bekannt gegeben, dass es an der weiteren Entwicklung von mehr als 20 Kandidaten für Medikamente arbeite. Der Fokus liegt dabei deutlich auf dem Bereich Onkologie. BioNTech forscht hier sowohl an diversen Therapien wie auch an verschiedenen Impfungen. Diese basieren zu einem großen Teil ebenfalls auf der mRNA-Technologie.
Möglich gemacht werden sollen unter anderem Krebsimmuntherapien, die auf mRNA basieren. Diese Technologie nutzen das körpereigene Immunsystem, um den Krebs nachhaltig zu bekämpfen. Ziel ist es, dass der Impfstoff eine Immunantwort auslöst, die endlich zur kompletten Eliminierung der Krebszellen führt. Die Immunantwort selbst soll dabei selektiv erfolgen und dadurch nur die Zellen attackieren, die tatsächlich auch eliminiert werden sollen.
Das ist nicht nur ein zukunftsweisender, vielversprechender Ansatz, sondern scheint wie gemacht für Spekulanten. Wenn Sie als Anleger aber auf mittel- und langfristig ausgerichtete Strategien setzen, sollten Sie trotz des unzweifelhaft vorhandenen Potenzials die Finger von dieser vermeintlichen Chance lassen. Denn ob sich die Pläne wirklich in dieser Form umsetzen lassen, ist alles andere als sicher.
Zum einen benötigt das Unternehmen praktisch Unmengen von Geld, um die Entwicklung voranzubringen und abzuschließen. Noch befinden sich die meisten Programme in der Frühphase der Entwicklung. Hinzu kommt, dass auch die Konkurrenz nicht schläft. Moderna und andere Unternehmen forschen ebenfalls an ähnlichen Krebswirkstoffen.
Letztlich könnte das wieder auf ein ähnliches Szenario wie beim Corona-Impfstoff-Wettrennen hinauslaufen. Deshalb bleibt ein finanzielles Engagement in vage Impfstoff-Aktien, die über eine nur kurze Kurshistorie verfügen, überaus risikoreich und hochspekulativ. Für den klassischen Anleger ist es daher besser, auf den langfristigen Anlageerfolg zu vertrauen.
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