So schnell kann es gehen. Neun Punkte Vorsprung hatte der börsennotierte Fußball-Klub Borussia Dortmund in der vergangenen Saison schon auf den eigentlichen Klassenprimus Bayern München.
Das Ende ist bekannt: die Bayern sicherten sich das Double (Meisterschaft und Pokalsieg), der BVB schaute mehr oder weniger verdattert in die Röhre.
Grund zum Jubel gab es aber dennoch: zum einen konnten die Einnahmen deutlich gesteigert werden und zum anderen freuten sich die Aktionäre über schöne Kursgewinne.
Gerade letzteres ist bei den börsennotierten Fußball-Klubs längst keine Selbstverständlichkeit.
So gibt es eigentlich keine börsennotierten Fußball-Klubs, die regelmäßig eine Dividende an die Aktionäre auszahlt. Dafür ähnelt der Kursverlauf und damit die Verlust- und Gewinnzonen zu sehr einer klassischen Berg- und Talfahrt.
Das zeigt das ganze Dilemma der Anleger: eine vorausschauende Planung und eine systematische Vorgehensweise können die Aktien von Fußball-Klubs zu keiner Zeit bieten.
Dafür ist der Kurs und seine Entwicklung viel zu volatil. Die Kursentwicklung ist immer abhängig von Ergebnissen respektive den sportlichen Erfolgen und zum Beispiel von Transferentscheidungen und den Umsatzzahlen im Allgemeinen - für einen Anleger also sehr stark vom Zufall.
Es reicht schon, wenn durch ein verlorenes Spiel die Champions League-Qualifikation verpasst wird, damit ein Kurs merklich einbricht. Denn die Champions League ist die Königsdisziplin im Vereinsfußball und zudem - gerade aus Sicht der Anleger - ein Versprechen für Mehreinnahmen und damit für Umsatzsteigerungen.
Das wirkt sich zumeist dann auch positiv auf den Kurs aus. Für die Aktionärsschützer stellen Fußball-Aktien daher kaum etwas anderes als Sportwetten dar. In beiden Fällen gibt es einen hohen Unsicherheitsfaktor; der Zufall ist eine entscheidende Komponente für sportliche und finanzielle Erfolge.
Wie eng diese Komponenten miteinander verwoben sind, können Sie besonders gut an den folgenden Beispielen sehen.
Erst Lehrgeld bezahlt, dann im unerwarteten Höhenrausch
Bereits seit 2000 ist Borussia Dortmund als erster und lange Zeit einziger deutsche Fußballverein an der Börse notiert. Der Ausgabekurs betrug elf Euro. In den ersten Jahren lief das Börsenengagement - trotz der im Jahr 2002 gewonnenen Meisterschaft - gar nicht rund; der BVB musste reichlich Lehrgeld bezahlen. Zwischenzeitlich rutschte die Aktie auf einen Kurs von 82 Cents ab.
Das sind mehr als zehn Euro weniger im Vergleich zum Ausgabekurs. Erst seit Borussia Dortmund wieder sportliche und auch finanzielle Erfolge vorweisen kann, erholt sich die Aktie zusehendes. Als wichtige Multiplikatoren haben sich hierbei vor allem die sportlichen Erfolge in den Klopp-Jahren erwiesen. Quasi seit seinem Amtsantritt befinden sich die BVB-Aktien auf Erholungskurs.
Dieser wurde auch beim Ausscheiden von Jürgen Klopp als Trainer nicht aufgehalten. So stiegen die Wertpapiere erstmals wieder seit 17 Jahren in der Saison 2017/2018 auf einen Kurs von über zehn Euro. Grund für diesen Höhenflug war die sportlich starken Leistungen und vor allem die präsentierten Rekordumsatz-Zahlen.
Über 540 Millionen Umsatz erzielte der Klub in der Saison 2917/2018, wobei alleine schon die Verkäufe von Dembelé (für mehr als 100 Millionen zum FC Barcelona) und Aubameyang (für etwa 64 Millionen zum FC Arsenal) rund 200 Milionen (einschließlich späterer Bonuszahlungen) einbrachten.
Auch in der Saison 2018/2019 stabilisierte sich die Aktie weiterhin auf höherem Niveau. Nach der unglücklich verpassten Meisterschaft hat sich der Kurs jetzt bei rund neun Euro eingependelt (Stand Anfang August 2019). Gestiegene Merchandising-Einnahmen, neue Sponsoren-Verträge und nicht zuletzt der Transfer von Christian Pulisic zu Chelsea London für fast 65 Millionen Euro sorgten für entsprechend hohe Erlöszahlen.
Die Verpflichtung von Julian Brandt, Thorgan Hazard, Nico Schulz und Mats Hummels sowie der Sieg im Supercup gegen Bayern München haben für zusätzliche Euphorie gesorgt. Viele Finanz- und Börsenexperten sind sich sicher, dass die Aktie bei einem gelungenen Saisonstart schnell wieder die Zehn-Euro-Marke übersteigt. Patzt der BVB allerdings, wird sich das negativ auf den Kurs auswirken.
2001 ist auch Juventus Turin an der Börse gegangen. Der damalige Ausgabewert betrug 3,70 Euro. Die Ernüchterung folgte auf den Fuß: die Juve-Aktie fiel gleich zum Börsenstart deutlich unter ihren Ausgabekurs. Dies konnte aber eigentlich auch erwartet werden, denn der Gang an die Börse fiel in eine vorweihnachtliche Schwächephase des Mailänder Aktienmarkts.
In der Folgezeit verlor die Aktie immer weiter an Wert. Der absolute Tiefstand lag bei 0,149 Euro. Dann wurde die Verpflichtung von Christiano Ronaldo bekannt gegeben. 117 Millionen Euro zahlte Juventus als Ablösesumme für den portugiesischen Superstar.
Das finanzielle Engagement machte sich aber schnell bezahlt. So konnte der Kurswert der Juve-Aktien nach der spektakulären und weltweit aufmerksam verfolgten Verpflichtung um mehr als 800 Millionen Euro zulegen. Neben der Aussicht auf sportlichen Erfolg (Gewinn von Meisterschaft und/oder der Champions League) stärkten die aus dem Transfer resultierenden Mehreinnahmen (Erhöhung der Ticketpreise, Steigerung der Trikot- und Fanartikel-Verkäufe, höhere Werbeerlöse und Sponsorengelder) den Kurs.
Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite hat nämlich nur ein verlorenes Spiel in der Champions League dazu geführt, dass die Aktie einen fast schon dramatischen Einbruch erlebte. Denn als Juventus in der vergangenen Saison als eigentlicher Top-Favorit das Halbfinale des CL-Wettbewerbs verpasste, verlor das Wertpapier bis zu 24 Prozent im Mailänder Handel. Da spielte dann auch nicht mehr der Faktor Christiano Ronaldo die entscheidende Rolle.
Mit einer gänzlich anderen Ausgangslage wurden die Fans und Anleger nur eine CL-Runde zuvor konfrontiert. Denn dank drei Toren von Christiano Ronaldo konnte sich Juventus trotz einer 0:2-Hinspielniederlage letztendlich mit einem 3:0 im Rückspiel gegen Atletico Madrid durchsetzen. Im Anschluss an das doch noch möglich gemachte Weiterkommen in der Champions League trieben die Anleger die Juve-Aktie um etwa 20 Prozent nach oben.
Diese beiden beschriebenen Szenarien stehen dann eben für den Zufall bzw. für nicht kalkulierbare Ereignisse, was Fußball-Aktien im Allgemeinen derart volatil erscheinen lässt. Hinzu kommt, dass die Kleinanleger mehrheitlich gleichzeitig auch Fans von Juventus Turin sind. Daher können Sie hier auch kein typisches Anleger- bzw. Börsenverhalten erwarten. Mittlerweile kommt Juve durch den entfachten Ronaldo-Hype auf einen Wert von 1,4 Milliarden Euro.
Freuen sich die Fans über Siege, Transfers oder auch nur über einzelne Spieler, werden in der Euphorie schon einmal gerne noch weitere Aktien gekauft. Läuft es dagegen schlecht, fällt der Kurs zusehends und gerade Verkäufe machen das Handelsvolumen aus. Die Emotionen spielen hier also eine große Rolle für das Verhalten der Anleger.
Fußball-Fans werden sich daran erinnern: durch ein Tor von Lucas Moura in der Nachspielzeit besiegte Tottenham Hotspur den niederländischen Klub Ajax Amsterdam. So standen die Engländer im Champions League Endspiel der Saison 2018/2019 und nicht etwa Ajax. Das Ausscheiden des Klubs bekamen prompt auch die Aktionäre zu spüren.
Bereits am ersten Tag nach der bitteren Niederlage stürzte der Kurs der Ajax-Aktie um rund ein Fünftel ab. Für Anleger also eigentlich ein rabenschwarzer Tag. Aber das Blatt wendete sich relativ schnell wieder. Denn die Folgen durch das Ausscheiden sind für Ajax Amsterdam bei näherer Betrachtung gar nicht so fatal wie angenommen.
Die Korrektur löste an der Börse dann auch ein großes Interesse aus. Einige Börsen-Profis sehen in der Korrektur sogar eine echte Einstiegschance für Anleger. Denn der finanzielle Schaden durch den verpassten Finaleinzug hält sich nämlich in Grenzen. Als größte Posten entgehen dem Verein 15 Millionen für den Finaleinzug und - einen Sieg vorausgesetzt - weitere vier Millionen Euro im Erfolgsfall.
Im einsetzenden Ausverkauf nach der Niederlage gegen Tottenham Hotspur schrumpfte der Börsenwert von Ajax Amsterdam um knapp 86 Millionen Euro. Demgegenüber stehen den Niederländern noch knapp 60 Millionen Euro aus dem Topf der Champions League zu. Das bedeutet, dass die fixen Einnahmen von dem Minus im Börsenwert übertroffen werden.
Zudem gehen einige Analysten davon aus, dass die Veröffentlichung der Bilanz für die abgelaufene Saison sowie positive Transfernews einen positiven Effekt auf die Performance der Aktie ausübt. Bei einem Kurs von 17 Euro (Stand 5. August 2019) wird dabei ein Kursziel von 24 Euro vorgegeben.
In dieser Konstellation steckt also Gewinnpotenzial. Trotzdem aber muss auch in diesem Fall das Risiko als vergleichsweise hoch eingeschätzt werden. Ein Investment in die Wertpapiere von Ajax Amsterdam eignet sich aber dennoch durchaus als Depotbeimischung. Sollte es dann wirklich schiefgehen, können die Gewinne aus anderen Titeln die Verluste reduzieren.
Mittlerweile gibt es in Europa mehr als 20 Fußball-Klubs, die börsennotiert sind. Neben Borussia Dortmund, Juventus Turin und Ajax Amsterdam sind dies namhafte Vereine wie zum Beispiel Manchester United, Lazio Rom, AS Rom, Benfica Lissabon, Celtic Glasgow und Olympique Lyon.
Bei einem Blick auf die Kurswerte fällt sofort auf, dass die Mehrzahl der börsennotierten Klubs mitunter deutlich unter ihrem Ausgabekurs notieren.
In den Jahren nach 2011 wurde der absolute Tiefpunkt erreicht. Von guten 150 Punkten 2010/2011 sackte der Stoxx-Europe-Football-Index in dieser Zeit auf 72 Zähler ab. In der jüngeren Vergangenheit rappelte sich der Kurs aber wieder zumindest etwas auf. Aktuell notiert der Index bei 118 Punkten (Stand August 2019).
Was aber bedeutet das für Sie als Kleinanleger? Können Sie mit Fußball-Aktien Geld verdienen? Vor Jahren wäre die Antwort hier wohl einstimmig ausgefallen: Finger weg von Klub-Aktien dieser Art. Die sind nur interessant als Liebhaber- bzw. als Fan-Aktien. Geld verdienen, das bleibt im Fußball Spielern, Trainern, Managern und Beratern vorbehalten.
Transfersummen und Gehälter haben nahezu gigantische Dimensionen erreicht. Zudem profitieren vom Milliardengeschäft im Fußball-Business gerade Großinvestoren. Gerade chinesische Beteiligungsfirmen drängen auf den Markt und in die Vereine.
In diesem Kontext ist allerdings auch das Interesse an den Aktien der Fußball Klubs gestiegen. Nicht nur Fans, auch erfahrene Anleger und Börsenprofis beobachten den Markt ganz genau. Das Handelsvolumen hat im Gegensatz zu früheren Zeiten deutlich angezogen. Auch das ist natürlich ein Zeichen dafür, dass der Handel mit Fußball-Aktien nicht mehr stiefmütterlich behandelt wird.
Nicht umsonst beziehen Trading-Tipps von Börsen-Experten immer häufiger Aktien von Fußball-Klubs in die Empfehlungen mit ein. Aktuell - kurz vor Start der Saison 2019/2020 - taucht dabei vor allem der Name Borussia Dortmund verstärkt auf. Die getätigten Transfers und nicht zuletzt der Gewinn des Supercups hat die Fantasie der Anleger spürbar beflügelt.
Es herrscht eine große Vorfreude auf die Saison von Borussia Dortmund, die zusätzlich noch von einer Euphoriewelle getragen wird. Fakt ist, die Vorzeichen für eine meisterliche Saison des BVB stehen günstig. Das honorieren momentan die Anleger mit einem vergleichsweise regen Handel. Siege in den ersten Saisonspielen stellen wahrscheinlich Steilvorlagen für den Kurs der BVB-Aktie dar.
Aber - und das ist eben genau der Wettcharakter - kommt es anders und Dortmund startet schlecht in die Saison, wird dies direkt mit einem Kursrückgang abgestraft. Es gibt wohl kaum ein anderes Investment, bei dem Zufallsereignisse (wie der Sieg oder die Niederlage) eine derart entscheidende Komponente für die Entwicklung der Kurse darstellen.
Als Anleger müssen Sie daher für das Traden mit Fußball-Aktien immer auch starke Nerven und ein ausgeprägtes Risikobewusstsein mitbringen. Und nicht nur das - Sie müssen die speziellen Geschäftsmodelle der Vereine auch verstehen. Nur dann können Sie Entscheidungen des Vereins mit der zukünftig möglichen Entwicklung des Kurses in Zusammenhang bringen.
Zudem sollten Sie sich immer klar vor Augen halten, dass Sie einen Verlust nicht einfach im nächsten Quartal wieder ausgleichen können. Bei anderen Titeln kann das dagegen funktionieren. Neben der Abhängigkeit von Sieg und Niederlage werden Sie zudem immer mit nur schwer kalkulierbaren Risikofaktoren konfrontiert?
Schwache zehn Minuten in einem Spiel, ein verschossener Elfmeter oder zum Beispiel die Verletzung des Torjägers sorgen meistens bereits binnen eines Tages für einen sinkenden Kurs. Bei anderen Aktienanlagen lässt sich das Risiko in der Regel weitaus besser einschätzen.
Wer als Anleger Geld mit den Fußball-Aktien verdienen möchte, benötigt eine kurzfristig orientierte Strategie, die auf Handlungs- und Reaktionsschnelligkeit basiert. Ein langfristiges Investment ist von der Entwicklung her schwerer einzuschätzen.
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