Um Fundamentaldaten ranken sich viele Mythen. Ein möglichst niedriges KGV sollte es sein. „Das KGV bei diesem Unternehmen ist absurd hoch“ ist häufig zu hören, was die entsprechenden Aktien dennoch nicht davon abhält, weiter zu steigen, wie die sog. FANG-Aktien in der Vergangenheit eindrucksvoll zeigten.
Ein anderer Gradmesser wird in der Dividendenrendite gesehen. Gerade für die FANG-Aktien – Facebook, Apple, Netflix, Google (jetzt: Alphabet) – war die Dividendenrendite eine völlig unbrauchbare Messgröße, da diese Unternehmen lange Zeit überhaupt keine Dividende zahlten.
Häufig wird angeführt, für etablierte Unternehmen stelle die Dividendenrendite einen sehr guten Gradmesser zur Bewertung der Aktie dar.
In meinem Webinar für Lenz + Partner stellte ich vor einiger Zeit vor, wie ich mithilfe von TAI-PAN End of Day DAX-Titel mit einer hohen Dividendenrendite vor Ihrer Ausschüttung beobachte und welche Ergebnisse hiermit zu erzielen sind. Das Ergebnis war hier eher ernüchternd. Signifikante Gewinne waren hiermit in der Vergangenheit kaum zu erzielen.
Dieses Jahr wiesen die DAX-Werte teilweise sehr hohe Dividenden aus. Dies war für mich Anfang März diesen Jahres Anlass, die Dividendenrenditen der DAX-Werte und mögliche Investments genauer unter die Lupe zu nehmen.
Zunächst wird mit dem TAI-PAN-Listenmodul eine Übersicht der DAX-Titel mit den entsprechenden Kennzahlen erstellt.
Diese Liste könnte dann so in TAI-PAN End of Day aussehen:
Über die Zwischenablage wird diese Tabelle dann in MS-Excel exportiert, wo sie dann bearbeitet wird.
Da gerade die publizierten Fundamentalkennziffern in sehr vielen Medien häufig fehlerhaft oder nicht aktuell sind, werden die wichtigen Daten über die jeweilige Homepage der entsprechenden Unternehmen abgefragt und im Excel-Sheet ergänzt.
In diesem Fall waren dies die bereits feststehenden Dividendenvorschläge der Gesellschaften, die übrigens in sehr vielen Medien nicht zeitnah aktualisiert werden.
Nach der Bearbeitung sah mein Excel-Sheet, dann so aus:
In Spalte E wurden alle bereits bekannten Dividenden grün hinterlegt. Die noch ausstehende Dividende wurden rot hinterlegt. In Zeile H wurde die Rendite dann - mithilfe einer einfachen Formel - auf die aktuelle Dividendenrendite abgeändert. Hier wird auch sofort der Vorteil des Excel-Sheets deutlich: Mit Änderung des Kurses wird hier ständig die Dividendenrendite aktualisiert.
Als interessant wurden von mir alle Unternehmen mit einer Dividendenrendite, die größer gleich 4,50% waren, eingestuft. Bei der augenblicklichen Null-Zins-Politik der EZB ein vermeintliches Schnäppchen, wie man meinen möchte. Diese Unternehmen und ihre hohe Dividendenrendite wurden im Excel-Sheet grün hinterlegt.
Mit drei Ausrufezeichen fiel sofort die in Deutschland gehandelte Daimler Aktie auf. Eine gigantische Dividendenrendite von 6,54%!
Sogleich wurde der Rechenschieber angeworfen! Wo würde diese Aktie bei einer Dividendenrendite von 5,00% stehen? 65 EUR erkannte das Excel-Sheet, was bei einem aktuellen Aktienkurs von knapp 50 EUR einer Kurssteigerung von etwa 30% entsprechen würde.
30% innerhalb von knapp 10 Wochen – also Anfang März bis zur Dividendenausschüttung Ende Mai – so etwas sieht man sich auf jeden Fall an!
Routinemäßig sehe ich mir natürlich den Geschäftsbericht und die Bilanz des Unternehmens an und war über die starke Bilanz erstaunt. Einzig allein die Geschäftsaussichten waren die ganz große Unbekannte und wurden mit einem großen Minus versehen, denn zu diesem Zeitpunkt sprachen zu viele Fundamentaldaten – sprich Geschäftsaussichten - gegen einen Einstieg in die Daimler-Aktie.
Entwicklung des Kurses der Daimler-Aktie von Anfang März 2019 bis zur Dividendenausschüttung Ende Mai 2019
Nachdem die Aktien Anfang April aus ihrer Seitwärtsbewegung nach oben ausbrach, gelangte sie Ende April relativ schnell in den Bereich 58/59 EUR. Hier sah zunächst alles nach einer kleinen Konsolidierungsphase aus. Doch dann platzte die Meldung mit rückläufigen April-Umsatzzahlen in den Markt. Das war Gift für die Aktie und sie fiel innerhalb von zwei Handelssitzungen auf ein Niveau von ca. 54 EUR zurück. Bis zur Dividendenausschüttung erholte sich die Aktie auch nicht mehr. Die Fundamentaldaten „Umsatzrückgang“ standen im Vordergrund. Die Dividendenrendite mit ca. 6,40% vor dem Ausschüttungstag interessierte niemanden mehr.
Eine weitere Aktie, die hier auffiel, war die Covestro-Aktie mit einer Dividendenrendite von 5,38%.
Auch hier war der Kursanstieg mit ca. 10% eher bescheiden. Vor dem Ausschüttungstag wies die Aktie eine Dividendenrendite zwischen 4,66% und 4,93% aus. Nach der Dividendenausschüttung fiel die Aktie innerhalb von sieben Wochen um fast 30%.
BASF wies mit 4,77% eine - Dividendenrendite aus, die bereits unter 5% lag.
Entwicklung des Kurses der BASF-Aktie von Anfang März 2019 bis zur Dividendenausschüttung Anfang Mai 2019
Auch die BASF-Aktie verzeichnete einen Kursanstieg von lediglich 10%.
Die Dividendenrendite ist eine Kennzahl, die man bei seinen Aktienengagements berücksichtigen sollte. Als alleiniges Entscheidungskriterium ist sie aber mit Vorsicht zu genießen. Besonderes Augenmerk ist auf den Ausschüttungszeitpunkt zu richten, da Aktien mit hoher Dividendenrendite nach erfolgter Ausschüttung häufig im Kurs nachgeben.
Eine Aufzeichnung des in diesem Beitrag erwähnten Webinars ist im Online-Shop von Lenz + Partner unter „Erfolgreich an den Börsen: Die Dividendenstrategie“ erhältlich. Für weitere Informationen abonnieren Sie den Lenz + Partner Newsletter.
Sollten Sie Fragen zur Dividendenrendite haben, können Sie mich gerne unter Wilhelm.Zacher@yahoo.de kontaktieren.