Damit hatten noch nicht einmal viele Marktkenner und Börsen-Experten gerechnet: Trotz des Ukraine-Krieges haben sich Mitte März 2022 die Finanz- und Aktienmärkte spürbar erholt. So sind unter anderem gerade die Ölpreise wieder deutlich gesunken und auch in den Keller abgerutschte Währungen von vielen osteuropäischen Ländern befinden sich wieder im Aufwind.
Wie aber profitiert der Euro von dieser Erholung? Ausgehend vom Mai 2021 sackte der Euro gegenüber dem US-Dollar bis zum 15. März 2022 von 1,2550 auf 1,0984 ab. Besserung ist aber nicht wirklich in Sicht.
Hier spiegelt sich augenscheinlich die große Hoffnung wider, dass sich die Unterhändler aus der Ukraine und Russland im Rahmen ihrer Gespräche bald auf eine friedliche Lösung einigen könnten. Inwieweit diese Hoffnungen tatsächlich berechtigt sind, muss sich allerdings erst noch zeigen. Als Anleger sollten Sie sich daher vorläufig weiterhin auf nervöse Märkte mit einer entsprechend hohen Volatilität einstellen.
Für den Euro selbst bzw. für seine Wertentwicklung wäre ein Kriegsende in der Ukraine sicherlich positiv. Aber es ist dabei überhaupt nicht klar, inwieweit der Euro letztendlich zulegen könnte. Diese Unsicherheit schüren sich in erster Linie aus den Unterschieden zwischen den geldpolitischen Maßnahmen der EZB und der Fed. Während die US-Notenbank alsbald den geplanten Zinserhöhungszyklus starten will, um die Inflation zu bekämpfen, zögert die EZB weiterhin. Zwar überraschte die EZB im März 2022 mit einigen falkenhaften Auftritten, aber im Grunde genommen signalisierte sie lediglich, dass es möglicherweise noch in diesem Jahr zu einem Lift-Off kommt. Der Begriff Falke steht hier für eine strengere Geldpolitik.
Die meisten Finanz- und Währungsexperten gehen davon aus, dass die EZB frühestens im dritten Quartal 2022 eine Erhöhung der Zinsen ins Auge gefasst hat. Es kommt aber auf die weitere Entwicklung an, ob dieser Termin wirklich zu halten ist oder ob der Lift-Off in der Eurozone weiter hinausgeschoben wird. Das alles spricht nicht dafür, dass es schnell zu einer Aufwertung des Euro zum US-Dollar kommt.
Wie wichtig letztendlich entsprechende Stützfunktionen für die Wertentwicklung des Euros sind, konnte letztmalig um den 10. März herum beobachtet werden. Als die EZB am Nachmittag signalisierte, dass es zu einer Zinserhöhung noch im laufenden Jahr 2022 kommen könnte, profitierte der Euro nahezu postwendend und rang zumindest kurzzeitig mit der Marke von 1,10 USD. Aber es wurde auch schnell wieder deutlich, wie sehr die Gemeinschaftswährung von den Vorkommnissen und den Entwicklungen im Krieg zwischen der Ukraine und dem Aggressor Russland belastet wird. Denn der Euro konnte die 1,10 USD-Hürde bis dato nicht nehmen.
Mittlerweile wurde auch die letzte Erholung komplett an das Hoch im Januar abverkauft. Betrachten Sie diesbezüglich die Tagescharts, erwartet Sie ein deutlich negatives Chartbild über einen längeren Zeitraum. Das jüngste Tief stärkt die Abwärtstrendstruktur zusätzlich, wobei die SMA den Deckel bildet. Allerdings ist jetzt eine Konsolidierung möglich, die sich mit dem Verlauf um 1,0900 ergibt. Erst wenn sich die Lage in der Ukraine entspannt und die EZB zudem die richtigen geldpolitischen Maßnahmen ergreift, kann mit einer Verbesserung des Kurswertes im Hinblick auf den US-Dollar gerechnet werden.