Eigentlich beflügeln hauptsächlich hohe Gewinnerwartungen, gute Fundamentaldaten und vorhandene Potenziale die Fantasie der Anleger und dementsprechend auch die Kurse. Mitte März 2022 sind diese klassischen Positivfaktoren vorübergehend außer Kraft gesetzt.
Als Kurstreiber fungiert in diesen Zeiten die Hoffnung auf einen baldigen Frieden zwischen Russland und der Ukraine. Im DAX kristallisieren sich dabei Gewinner heraus, die kaum ein Anleger wirklich auf der Rechnung hatte. Zu diesen überraschenden Gewinnern zählt auch der Kochboxen-Lieferant HelloFresh.
Zwischenzeitlich thronte HelloFresh mit einem satten Kursplus von über elf Prozent an der DAX-Spitze. Das erinnert an ein Phönix-aus-der-Asche-Szenario. Denn die Aktie von HelloFresh hatte in den vergangenen Monaten nahezu zwei Drittel Ihres Wertes eingebüßt. Von 95,26 Euro im November 2021 ging es runter bis auf 34,73 (8. März 2022). Danach stieg der Kurswert von HelloFresh zwar wieder leicht, pendelte sich schließlich dann aber am 14. März auf gerade einmal 34,95 Euro ein. Seitdem geht es volle Fahrt nach oben. Zum Börsenschluss am 16. März notierte die HelloFresh Aktie dann bei 39,84 Euro.
Dazu passt, dass viele Analysten die Einstufung für die HelloFresh Aktie schon im Vorfeld auf "Buy" setzten. Allerdings herrscht bei den Kurszielen bei vielen Analysten noch Zurückhaltung. So belässt zum Beispiel die Privatbank Berenberg das langfristige Kursziel bei 75 Euro. JP Morgan Chase & Co. gibt sogar nur ein Kursziel von 47 Euro vor. Mit 39 Euro setzt Bernstein Research ein noch niedrigeres Kurzziel an. Die Analysten der Deutschen Bank sehen das komplett anders und legen ebenso wie Barclays Capital ein Kursziel von 110 Euro fest.
Das bisherige satte Plus macht natürlich Lust auf mehr. Nicht umsonst haben nahezu alle Analysten ihre Einstufung auf "Buy" oder "Hold" gesetzt. Dennoch gibt es noch reichlich Unsicherheiten. So ist es zum Beispiel fraglich, ob der Kurssprung ein Zeichen von fundamentaler Stärke ist. Denn die allgemeine Tendenz zeigt klar auf, dass momentan insbesondere die Titel gesucht werden, die zuvor stark abverkauft wurden. Genau dies trifft auf HelloFresh zu.
Auch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges können sich noch als Hemmschuh erweisen. Zwar sind Lebensmittellieferanten wie HelloFresh nicht direkt betroffen vom Ukraine-Krieg, aber durch den allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung kann es zu einer rückläufigen Nachfrage kommen. Zudem könnten die steigenden Preise zu einem Problem für den Kochboxenversender werden.
Hier sollten Sie allerdings die Kurserhöhungen von Januar beachten. Diese bieten einen gewissen Schutz für die Gewinne des Unternehmens. Außerdem kauft HelloFresh im Rahmen von Zwölfmonatsverträgen ein. Damit lassen sich aktuelle Preiserhöhungen in vielen Fällen zumindest kurz- bis mittelfristig umgehen.
Es gibt zwar gewisse Risiken, aber es ist nicht davon auszugehen, dass der Aktienwert in der nächsten Zeit deutlich unter 39 Euro fällt. Vielmehr überwiegend die Gründe, warum die Aktie im Preis weiter steigen sollte. Ein Investment erscheint daher sinnvoll. Wie hoch es geht, kann dagegen aufgrund der vielen unbekannten Variablen nicht seriös prognostiziert werden. Auch die Analysten sind sich hier augenscheinlich uneinig.
Breite Corona-Lockerungen könnten die Kursentwicklung in der Tat limitieren. Allerdings verfügt HelloFresh über eine Basis von rund sieben Millionen Kunden. Das wiederum spricht für zukünftig starken Kurswachstum. Wenn Sie nicht sofort in den Titel einsteigen möchten, sollten Sie die Aktie aber auf jeden Fall weiterhin beobachten.
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