Der Angriffskrieg von Putins Russland gegen die Ukraine beeinflusst die Wirtschaft immer mehr. Das spürt längst auch Endverbraucher auf der ganzen Welt. Schockstarre verursachen hauptsächlich die Ölpreise. Allein in Deutschland kostet ein Liter Super bereits über zwei Euro (Stand 7. März 2022). Wahrscheinlich ist das längst noch nicht das Ende der Fahnenstange. Diese Fragen brennen jetzt förmlich auf den Nägeln: Löst der Ölpreis-Schock eine nachhaltige Rezession aus?
Aktuell muss die Börse Tiefschlag um Tiefschlag verkraften. Am Montag (7. März) notierte der Dax etwa vier Prozent im Minus. Kein einziger Titel präsentierte sich im Plus. Teilweise sind die Kursverluste schon dramatisch. Selbst etablierte und vergleichsweise krisenfeste Unternehmen, wie Adidas, Continental, Deutsche Bank oder E.ON, verloren über acht Prozent. Den besten Wert konnte noch SAP erzielen: mit einem Minus von 0,41 Prozent. In nur wenigen Tagen werden die Fortschritte von mehreren Jahren fast verpulverisiert.
Als Auslöser für diese negative Kursentwicklung sind zum einen indirekt der Krieg in der Ukraine und zum anderen aber auch die von den USA ins Spiel gebrachte Überlegung, gegen Russland ein Öl-Embargo zu verhängen. Hinzu kommen natürlich die bereits jetzt schon beschlossenen bzw. verhängten Sanktionen seitens der EU, der USA sowie anderer Nato-Staaten. Die Flut an Maßnahmen werden Russlands Wirtschaft empfindlich treffen, sie stellenweise sogar lahmlegen. Das geht einher mit der drastischen Entwertung des Rubels und mit einer Verteuerung der Güter.
Russland büßt zudem mindestens 30 Prozent des Außenhandels ein. Nicht zuletzt dadurch bricht die russische Wirtschaftsleistung um sechs bis acht Prozent ein. Wenn Sie bedenken, dass die USA während der Finanzkrise 2009 einen Einbruch der Wirtschaft um 2,5 Prozent und Deutschland um 3,9 Prozent hinnehmen mussten, wird deutlich, wie massiv das Absinken der Wirtschaftsleistung Russlands zu bewerten ist. Sollten die USA und die EU zudem die Öl- und Gasimporte aus Russland einstellen, wird es das Land noch weitaus härter treffen.
Schließlich wird aber auch Deutschland für die beschlossenen Maßnahmen bezahlen. Besser gesagt: der normale Bürger. Die Auswirkungen sind schon jetzt mitunter deutlich zu spüren; zum Beispiel an den Tanksäulen in Deutschland. Einige Prognosen gehen mittlerweile von Spritpreisen bis zu 3 Euro pro Liter aus. Auch die Gaspreise explodieren regelrecht. Der deutsche Außenhandel wird nach aktuellem Stand dagegen lediglich mit rund zwei Prozent belastet.
Klar ist aber: Aus wirtschaftlicher Sicht wird die Lage mit zunehmender Kriegsdauer durch die Folgewirkungen der Sanktionen immer brisanter. Das Zusammenspiel von einer immer weiter steigenden Inflation, stärker werdenden Lieferengpässen und Produktionsproblemen führt dazu, dass eine wirtschaftliche Schrumpfung schon jetzt nicht mehr zu verhindern ist.
Einige Wirtschaftsexperten prognostizieren diesbezüglich eine Inflationsrate von acht bis zehn Prozent. Das wäre ein Bereich, bei dem die Preissteigerungsrate die Nachfrage entscheidend abwürgt. Ob es letztlich zu einer massiven Rezession kommt, hängt in erster Linie aber von der Entwicklung des Ölpreises ab.
Jim Bianco, Makrostratege und Präsident bei Bianco Research, bringt die hohe Bedeutung des Ölpreises für die weitere wirtschaftliche Entwicklung auf den Punkt: "Zwar können Sie nicht jede Rezession auf eine 50-prozentige Ölpreis-Steigerung zurückführen. Aber jede 50-prozentige Ölpreis-Steigerung führt unweigerlich zu einer Rezession."