Momentum-Strategie: Wenn Sie an der Börse auf lange Sicht mit Aktien Gewinne erzielen möchten, müssen Sie zuallererst koordiniert und dabei auch bewusst handeln.
Die Kursentwicklung von Aktien lässt sich nicht mit Gewissheit prognostizieren. Was Sie benötigen, ist eine Strategie, mit der Sie die Wahrscheinlichkeit einer korrekten Prognose signifikant erhöhen.
Möglich macht dies die sogenannte Momentum-Strategie.
In der Chartanalyse stellt das Momentum eine Messmethode zur Messung der Stärke von Kursbewegungen respektive von Trendstärken dar. Die jeweilige Kursänderung kann auf verschiedene Weise innerhalb eines bestimmten Zeitraums gemessen werden.
Grundsätzlich basiert die darauf aufbauende Momentum-Strategie auf der Annahme, dass Aktiennotierungen nur selten gleichförmig verlaufen. Im Allgemeinen müssen Sie stattdessen zwischen drei verschiedenen Phasen unterscheiden.
So gibt es sowohl Auf- und Abwärtstrends als auch Seitwärtsbewegungen, wobei die einzelnen Phasen in den meisten Fällen fließend ineinander übergehen.
Die Momentum-Strategie geht diesbezüglich davon aus, dass sich die jeweiligen Kursbewegungen beschleunigen, wenn sie von einer Phase in eine andere Phase übergehen.
Laut der Momentum-Theorie sind immer dann schnelle Bewegungen – entweder nach oben oder nach unten - zu erwarten, wenn der Kurs einer Aktie aus einer Seitwärtszone ausbricht.
Liegen tatsächlich derartige Kurssprünge vor, bietet sich Ihnen eine ausgezeichnete Möglichkeit, mit Aktien überdurchschnittlich hohe Gewinne zu erzielen.
Genau genommen müssen Sie also im Rahmen des Momentum-Tradings immer Werte in eben der Beschleunigungsphase ausfindig machen.
Demgegenüber sollten Sie Aktien vernachlässigen, deren Kurse Seitwärtsbewegungen ausführen.
In der technischen Analyse finden in der Regel zahlreiche Indikatoren Verwendung. Das Momentum zählt dabei aber zweifelsohne zu den gebräuchlichsten und gleichzeitig auch beliebtesten Indikatoren bei Aktien, Rohstoffen, Futures und Devisen.
Der Begriff entstammt dem lateinischen Sprachgebrauch und lässt sich als "Dauer einer Bewegung" übersetzen. In Bezug auf das Trading zielt das Momentum allerdings eher auf die Beschleunigung einer Kursbewegung ab.
Der Indikator zählt zu den so bezeichneten Oszillatoren, da das Momentum stets um die eigene Nulllinie herumschwingt. Die Berechnung des Indikators bildet die eigentliche Grundlage für die Momentum-Strategie.
Mit seiner Hilfe können Sie die Intensität einer Kursbewegung erfassen. Dabei werden innerhalb einer bestimmten festgelegten Zeitspanne die jeweiligen Preisänderungen gemessen.
Das bedeutet schließlich, dass durch diesen Indikator die absolute Preisdifferenz im Hinblick auf zwei festgelegte Zeitpunkte transparent veranschaulicht wird.
Da das Momentum zwischen zwei Zeitpunkten die absolute Preisdifferenz anzeigt, entspricht der Indikator dem Differenzquotienten, der mit einem konstanten Faktor, der die Anzahl der Tage angibt, zusätzlich multipliziert wird.
Diese Formel wird in der Regel für die Berechnung des Indikators Momentum genutzt:
Das bedeutet also, dass Sie lediglich den Schlusskurs von einem bestimmten Tag vom aktuellen Schlusskurs abziehen müssen.
Als Ergebnis erhalten Sie dann im Rahmen einer grafischen Darstellung einen um die Mittelpunktlinie schwingenden Linienchart.
Wird hierbei ein positiver Wert des Oszillators sichtbar, ist der Kurs der jeweiligen Aktie in den letzten Tagen gestiegen.
Demgegenüber ist es zu einem Kursverlust gekommen, wenn das Momentum einen negativen Wert aufweist. Welche Periode dabei als Grundlage herangezogen wird, ist individuell wählbar und kommt immer auf den Charttechniker an.
- Möchten Sie kurzfristige Kursentwicklungen analysieren, bietet sich eine Periodenlänge zwischen 12 und 20 Tagen an. Erfahrungsgemäß nutzen die meisten Charttechniker einen Zeitraum von genau 14 Tagen.
Wie aber lässt sich überhaupt das Momentum eines Investments erkennen? Zur Identifizierung können Sie verschiedene Berechnungen durchführen. Gerade die Relative-Stärke-Analyse hat sich diesbezüglich als wertvolle Hilfe erwiesen.
Grundsätzlich aber steht hierbei das Momentum als technischer Indikator im Fokus.
Er stellt - zwischen zwei bestimmten Zeitpunkten – die absolute Preisdifferenz dar und gibt Aufschluss über die Trendstärke oder Trendschwäche.
Nicht verwechseln dürfen Sie den Momentum-Indikator mit dem Rate-of-Change-Indikator.
Die beiden Indikatoren sind zwar praktisch identisch, aber der Rate-of-Change-Indikator verwendet zur Berechnung die relativen Preisdifferenzen und nicht die absoluten Preisdifferenzen.
Klassische Handelssignale entstehen im Rahmen der Momentum-Strategie immer dann, wenn das Momentum die 0-Linie – also die Mittelpunktlinie – schneidet. Für die Deutung der Signale kommt es darauf an, in welcher Form das Momentum die Mittelpunktlinie kreuzt bzw. schneidet.
Kommt es zu einem Kreuzen in Aufwärtsrichtung, also von unten nach oben, können Sie dies als Anstieg der Aufwärtskraft und damit als Kaufsignal werten. Im umgekehrten Fall wird ein Verkaufssignal generiert.
Ein anziehendes Momentum kann grundsätzlich als Zeichen angesehen werden, da es sich um einen sich verstärkenden Trend handelt.
Zudem ist es statistisch überprüfbar, dass die besten Aktien innerhalb eines Jahres meistens überdurchschnittliche Profite erwirtschaften.
In wirklichen Trendphasen mit Auf- und Abwärtsbewegungen funktioniert die Momentum-Strategie daher meistens ausgezeichnet. Weist der Indikator allerdings Extremwerte auf, sollten Sie Vorsicht walten lassen.
Dies kann als erstes Anzeichen für einen Wendepunkt des bisherigen Trends interpretiert werden. Gleiches gilt für Handelssignale während entsprechender Seitwärtsbewegungen. In diesen Fällen kommt es häufig zu Fehlsignalen.
Um neue Signale abzuleiten, können Sie das Momentum zusätzlich noch in vielfältiger Weise erweitern. So besteht etwa die Möglichkeit, das Momentum zu glätten und somit eine neue Signallinie zu etablieren.
Dies gelingt mithilfe eines Durchschnitts. Kreuzungen aus dieser Signallinie und dem Momentum sorgen dann für Kauf- und Verkaufssignale.
Im direkten Vergleich mit herkömmlichen Oszillatoren weist das Momentum ganz besondere Charakteristiken als Indikator auf. So schwingen andere Oszillatoren zumeist in einem festen Wertebereich.
Beispielsweise hierfür sind der Stochastik-Oszillator und der RSI (hier: Relative Strength Index).
Beide Oszillatoren pendeln jeweils zwischen null und 100. Bei der Verwendung des Momentums besteht - zumindest in theoretischer Hinsicht - keine Beschränkung dieser Art.
Die Trendstärke bzw. die Stärke der Kursbewegung richtet sich explizit nach dem jeweiligen Ausschlag. Je stärker sich dieser präsentiert, desto ausgeprägter ist die Trendstärke.
Für Investoren und Trader ist die Momentum-Strategie aber gerade deshalb so hochgradig interessant, da sie Kursbewegungen oftmals prognostiziert.
Denn schon bevor die eigentliche Trendwende tatsächlich stattfindet, durchschreitet der Momentum-Indikator bereits seinen Hoch- respektive Tiefpunkt.
Für die Generierung von Handelssignalen hat nicht zuletzt die für das Momentum verwendete Periodendauer einen signifikanten Einfluss.
Die Periodendauer ist diesbezüglich zwar prinzipiell frei wählbar, aber die Mehrzahl der Charttechniker und Trader nutzen - wie bereits zuvor erwähnt – einen Zeitrahmen von 14 Tagen.
Diese Periodendauer wird mittlerweile auch als die Grundeinstellung des Indikators wahrgenommen.
Allerdings sollten Sie diese Periodendauer nicht als zwingend betrachten. Denn es kommt letztlich immer darauf an, auf welchen Zeitebenen – zum Beispiel im Wochenchart oder doch eher im Tageschart – Sie aktiv sind.
Daher ist es überaus empfehlenswert, die Periodenlänge des Momentums immer an Ihren individuellen Tradingstil anzupassen. Bei der Wahl der passenden Zeitperiode können Sie sich dabei an zwei Faktoren orientieren:
Wenn Sie sich über die Periodenlänge nicht im Klaren sind, können Sie zu ihrer Bestimmung weiterführende Analysen und Untersuchungen bemühen.
Einen guten Untersuchungsansatz bietet unter anderem die Zyklenanalyse. Möglich ist es aber auch, anhand der vorliegenden Signallogik eine direkte Optimierung durchzuführen.
Im Kontext mit dem Momentum steht auch immer die Analyse von Divergenzen respektive Konvergenzen. Genau genommen ist dies einer der Anwendungsschwerpunkte des Momentums.
Untersucht wird, ob der Kursverlauf des Momentums und des Basiswertes abweichend ist oder ob es einen Gleichlauf gibt.
Wird eine Bewegung im Basiswert dabei nicht von einer ähnlichen Bewegung im Momentum begleitet und damit bestätigt, liegt eine Divergenz vor.
Im umgekehrten Fall - also bei einem Gleichlauf - handelt es sich um eine Konvergenz. Bei einer entsprechenden Situationsanalyse stehen folgende Formen der Divergenz im Fokus:
Die bärische Divergenz: Im Momentum kommt es zur Topp-Bildung, während der im Aufwärtstrend befindliche Basiswert-Kurs weiter steigt. In diesem Fall sollten Sie der Aufwärtsbewegung nicht uneingeschränkt vertrauen.
Stattdessen steigt das Risiko, dass auch der Basiswert-Kurs sinkt.
Die bullische Divergenz: In diesem Fall befindet sich das Momentum bereits auf seinem Tiefpunkt, während der Basiswert-Kurs weiter fällt. Das könnte bedeuten, dass auch der Kurs des Basiswertes bald eine Umkehrbewegung macht.
Die Momentum-Strategie führt – hinreichende Analysen vorausgesetzt – in vielen Fällen zu Renditen bzw. Gewinnen.
Ob Sie letztlich Erfolg mit diesem Ansatz haben, wird aber auch immer durch Faktoren wie das Money-Management, die Positionsgröße und die ausgewählten Aktien bedingt.
Gerade im Hinblick auf die Aktienauswahl gibt es etliche Kriterien zu beachten. Folgende technische Kriterien muss eine für das Momentum-Trading interessante Aktie im Optimalfall aufweisen:
Aber auch für die Momentum-Strategie gilt: Was bringen die größten Kursanstiege, wenn der passende Exit verpasst wird?
Grundsätzlich stehen Ihnen diesbezüglich gleich mehrere Ausstiegsstrategien zur Verfügung.
Sie können zum Beispiel einen Trailing-Stop-Loss nutzen oder Sie verkaufen Ihre Werte direkt in das Momentum hinein.
Gerade bei großen Stückzahlen stellt letztere Variante eine oft angewendete Lösung dar. Allerdings sollten Sie im Hinblick auf eine größere Position tatsächlich nur dann aussteigen, wenn es die Marktsituation erlaubt.
Ansonsten drücken Sie selbst den Preis.
Zudem lässt sich eine Abwärtsbewegung unter vergleichsweise hohem Volumen immer als Warnsignal deuten. Wichtig ist auch die richtige Deutung der technischen Signale.
Liegt etwa der Kursschluss unter der 50er-Marke des gleitenden Durchschnitts, sollten die Alarmglocken schrillen.
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