Dass die Weltwirtschaft schwächelt, ist längst unübersehbar.
Dies ist nicht zuletzt dadurch ersichtlich, dass die Wachstumsprognosen innerhalb von gerade einmal weniger Monate gleich mehrmals nach unten korrigiert werden mussten.
In diesem Umfeld versprechen sich viele Anleger Stabilität und Halt von Großkonzernen. Generell ist das von der reinen Intention her sicherlich nicht verkehrt.
Aber es gibt gute Gründe, warum Sie jetzt insbesondere nach den Wertpapieren von kleinen Unternehmen, sogenannte Nebenwerte Aktien, Ausschau halten sollten.
Bereits Anfang 2019 war zu spüren, dass es in der Weltwirtschaft nicht mehr wirklich rund läuft.
Das Weltwirtschaftsforum in Davos kann hierbei als Gradmesser der gegenwärtigen und auch zukünftigen Situation auf den Kapital- und Aktienmärkten herangezogen werden.
Bereits zum 49. Mal kam es diesbezüglich im Januar zum jährlichen Zusammentreffen von führenden Finanz- und Wirtschaftsexperten, Intellektuellen, Politikern und Journalisten.
Die Inhalte, Analysen und Diskussionen drehten sich dabei vorzugsweise um die aktuellen globalen Herausforderungen. Im Fokus standen hauptsächlich die Aspekte der Wirtschafts-, Umwelt- und Gesundheitspolitik.
Dieses Jahr war aber alles anders.
Ängste und Pessimismus wurden schon lange nicht mehr so deutlich wie im Jahr 2019.
Viele der ganz großen Experten und Entscheidungsträger blieben dem Treffen in Davos zwar fern, aber die, die da waren, äußerten sich dafür umso lauter und vehementer.
Dabei fiel auf, dass die im Rahmen des Weltwirtschaftsforums getätigten Aussagen in ihrer Gesamtheit nicht gerade positiv klangen.
Zum einen war dort – wie zu erwarten war – viel von den sinkenden Wachstumsprognosen und von sich zementierenden Störungen im Welthandel, was zu einer stetig wachsenden Unsicherheit führt, die Rede.
Zum anderen war natürlich die schwächelnde Ökonomie in China, der Handelsstreit mit den USA, die Folgen des Klimawandels für die Wirtschaft und natürlich der Brexit thematisch allgegenwärtig.
Die Ursachen für eine nachhaltige Verschlechterung der Weltwirtschaft sind vielfältig und breit gestreut. Die meisten der angeführten Aspekte sind zwar sicherlich nicht neu, dafür aber aktueller denn je.
Einig waren sich die Anwesenden allerdings besonders in einem Punkt: Die Wirtschaftsdaten sind seit Jahren im Abwärtstrend und die Konjunkturaussichten haben sich - deutlicher und schneller als gedacht - eingetrübt.
Zu Beginn der Veranstaltung gab es dann auch gleich einen Knalleffekt. IWF-Chefin Christine Lagarde korrigierte die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft wiederholt nach unten. Innerhalb weniger Monate also bereits zum zweiten Mal.
Demnach wird am Ende des Jahres weitaus weniger Wirtschaftswachstum bilanziert werden können als zuvor angenommen. Sogar ein deutlicher Abschwung ist möglich. Noch wird nur hinter vorgehaltener Hand von einer globalen Rezession gesprochen.
Doch IWF-Vizechef David Lipton machte deutlich, dass eine solche Rezession etliche Länder ganz hart treffen würde. Härter, als noch die Finanzkrise vor rund einem Jahrzehnt. Denn im Gegensatz zu damals haben viele Staaten hohe Schulden angehäuft und deutlich an Spielräumen eingebüßt.
Das alles klingt nicht gut und dabei noch einmal deutlich bedrohlicher und pessimistischer als vor einem Jahr. Auch auf den Finanzmärkten ist aufgrund dieser Aussichten und der entsprechenden Erwartung längst Ernüchterung und Skepsis eingekehrt.
Gerade die Großinvestoren haben sich auf eine turbulente und harte Zeit eingestellt.
Und die Vorkommnisse und Entwicklungen an den Börsen sowie auf den Märkten deuten darauf hin, dass diese Skepsis angebracht war.
Ein Ende ist dabei längst bisher nicht in Sicht.
Als Anleger sollten Sie sich auf jeden Fall explizit darauf einstellen, dass die Kurse auch weiterhin stark schwanken. Die Möglichkeit, dass die Kurse noch einmal kräftig nachgeben, ist dabei vergleichsweise hoch einzustufen.
Was fängt ein Anleger jetzt mit dem Wissen an, dass die Wirtschaft weiterhin schwächelt und Aktienkurse Kapriolen schlagen können?
Am besten wappnen können Sie sich und Ihr Depot gegenüber den kommenden Turbulenzen insbesondere mit diesen Maßnahmen:
Bei Maßnahmen dieser Art handelt es sich im Grunde um rein klassische Vorgehensweisen.
In der Regel orientiert sich die Masse der Anleger dabei stets an den großen und etablierten Unternehmen.
Einige Markt- und Finanzexperten haben jetzt aber eine ganz neue Variante ins Spiel gebracht.
Sie raten dazu, dass sich Anleger jetzt vornehmlich auf die kleinen Firmen konzentrieren sollten.
Demzufolge ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um in Small Caps - also in die Aktien von Kleinunternehmen - zu investieren.
Denn die Small Caps sind meistens attraktiv bewertet. Das zeigen auch die moderaten Kurs-Gewinn-Verhältnisse (kurz: KGV). Diese liegen nämlich ähnlich hoch wie im Dax.
Hinzu kommt, dass viele dieser Werte auch in den kommenden Monaten gute Chance haben, noch spürbar zuzulegen.
Darauf weisen auf jeden Fall die bislang vorliegenden Jahreszahlen und allgemeinen Wirtschaftsdaten hin. Größere Umsatzeinbußen hat es bis auf wenige Ausnahmen bei den Kleinfirmen nicht gegeben.
Zudem sind die jeweiligen Fundamentaldaten mehrheitlich gut. Viele dieser Unternehmen kokettieren außerdem mit vergleichsweise niedrigen Bewertungen.
Daraus lässt sich ableiten, dass sich die Großkonzerne das ein oder andere Filetstück einverleiben könnten.
Davon wiederum können Sie als Anleger nachhaltig profitieren.
Denn bekanntlich sorgen drohende Übernahmen bei den Einzuverleibenden für heftige Kursausschläge nach oben. Wer hier rechtzeitig auf die entsprechenden Nebenwerte gesetzt hat, kann deutliche Gewinne erzielen. So argumentieren jedenfalls die Experten und Vermögensberater, die zu einer Fokussierung auf Small Caps raten.
Aber ist das in der Tat eine so gute Idee? Schließlich beinhaltet das Anlegen in Small Caps bei allen Chancen ein weitaus höheres Risiko als das Investieren in die etablierten Werte der Großkonzerne.
Eigentlich ist es daher eine plausible Strategie, wenn Sie als Anleger Ihr Depot in der Form austarieren, dass zum einen möglichst viele Branchen und Länder und zum anderen auch kleine und große Werte gut gemischt vertreten sind.
Sich hierbei jetzt aber vornehmlich auf die kleinen Werte zu konzentrieren und die Aktien der großen Konzerne zu ignorieren, klingt ein wenig gewagt. Dies lässt sich durch Fakten und Erfahrungswerte auf den ersten Blick auch belegen.
Zusammengenommen ist ein Investment in Small Caps folglich dann auch immer mit einem höheren Risiko verbunden.
Wenn Sie die Durchschnittsbewertung aber mal ein Stück zur Seite schieben und über den Tellerrand hinaus blinzeln, erscheint die Idee, in kleine Werte zu investieren, gar nicht mal so schlecht.
Gerade jetzt, da die Wirtschaft schwächelt und Unsicherheit vorherrscht. Denn die Statistiken offenbaren noch einen weiteren Faktor: Die Anleger sind in der Vergangenheit bereits häufig mit einer höheren Rendite für das höhere Risiko entschädigt worden.
Grundsätzlich beschäftigen sich herausragende Ökonomen schon lange mit der Frage, ob das Investieren in die risikoreicheren Small Caps mit einer Überrendite und einer starken Performance am Aktienmarkt einhergeht. Zahlreiche Studien wurden diesbezüglich erstellt.
Zu einem einheitlichen Ergebnis sind die Autoren bzw. Experten dabei aber nicht gekommen.
So gibt es zum Beispiel viele Studien, die zu beweisen schienen, dass im Schnitt die Nebenwerte höhere Renditen realisierten.
Die jeweiligen Autoren argumentierten, dass durch Bewertungslücken und Fehlpreise Überrenditen entstehen, die Anleger gekonnt ausnutzen können.
Die niedrige Bewertung sei möglich, da es weniger Informationen über die Unternehmen gibt, ihre Aktien weniger gehandelt und zudem von Analysten weniger gecovert werden.
Jahrelang galt diese Aussage als die vorherrschende Denkweise beim Anlegen in Small Caps.
Spätere Studien zeichneten dann aber ein ganz anderes Bild. Sie zeigten auf, dass lediglich rund zehn Prozent der Kleinst- und Kleinunternehmen derartige Überrenditen erzielen.
Wenn eine solche Überrendite erzielt werden konnte, dann allerdings auch mit Nachdruck.
Ein Mehrertrag von rund 4,3 Prozent sind dabei im Vergleich zum Aktienindex keine Seltenheit - und das bereits seit 1926. Auch dieses Ergebnis wurde später dann wieder von anderen Studien widerlegt.
Ökonomen hatten entdeckt, dass ein Großteil der Überrendite schlichtweg auf Statistikausreißer in den 1930er Jahren beruhten. Werden diese vom Gesamtergebnis abgezogen, liegt der Mehrertrag der Small Caps gegenüber Konzernen und Großunternehmen nur noch bei knapp zwei Prozent.
Sogar diese Rendite verschwindet dann vollständig, wenn nur noch die Small Caps betrachtet werden, die sich über Jahre hinweg an der Börse behaupten konnten.
Die neueren Studien zu diesem Themenbereich weisen wieder darauf hin, dass es durchaus zu Überrenditen bei Small Caps kommen kann.
Allerdings gibt es hierbei eine große Unbeständigkeit. Erst treten die Überrenditen jahrzehntelang überhaupt nicht auf, dann aber plötzlich wieder in einem großen Umfang.
Zudem zeigten die Autoren auf, dass das Erreichen von Überrenditen am ehesten bei sehr kleinen Unternehmen realisiert wird.
Eine aktuelle Untersuchung kommt jetzt zu dem Schluss, dass ein Mehrertrag mit Nebenwerten bei bestimmten Unternehmen möglich sei. Im Durchschnitt sind die Kleinunternehmen zwar nicht besser als der jeweilige Markt.
Es wären zwar bessere Renditeergebnisse möglich, dafür seien aber zu viele der kleinen Unternehmen qualitativ zu schlecht geführt. Die Anzahl an Qualitätsunternehmen im Large Caps Sektor sei um einiges höher.
Bewiesen: Kleinunternehmen im Premium-Segment weisen deutliche Überrenditen aus
Dies soll vor allem daran liegen, dass die großen Unternehmen viele Jahre des Wachstums durchlaufen und sich dadurch ständig in einer Art Ausleseprozess beweisen müssen. Nur die wirklich qualitativ guten Unternehmen werden daher letztendlich auch zu großen Konzernen.
Abseits der Durchschnittswerte entwickeln sich daher dann auch die qualitativ höherwertigen Kleinunternehmen weitaus besser als die Masse an sich - und sie alle weisen eine deutliche Überrendite aus.
Die Studie belegt dabei, dass diese Entwicklung gerade ab dem Jahr 1981 in allen Monaten und in allen Märkten deutlich zu beobachten ist. Entsprechende Daten der jüngeren Vergangenheit bestätigen diese Ergebnisse in eindrucksvoller Weise. Dabei sind deutliche Unterschiede im Hinblick auf die Dauer einer Performance auszumachen.
Betrachten Sie die Werte lediglich auf Jahressicht, sind die Indizes der kleinen Unternehmen ähnlich schlecht und teilweise sogar noch schlechter als die der großen Unternehmen gelaufen.
Während der Dax etwa 18 Prozent und der SDax rund 17 Prozent einbüßte, sackte der europaweite MSCI Large Caps Index um insgesamt 14 Prozent und der MSCI Europe Small Caps sogar um rund 20 Prozent ab.
Werden aber demgegenüber die Werte auf Dreijahressicht bewertet, präsentieren sich die Nebenwerte deutlich besser.
Rund sechs bis acht Prozent Rendite spielten die Small Caps hier ein, während den großen Unternehmen spätestens bei zwei oder drei Prozent die Puste ausging.
Über fünf Jahre gesehen wird das Ergebnis noch deutlicher und über zehn Jahre sogar eindrucksvoll.
In diesem Zeitraum bieten der Dax und die europäischen Large Caps eine Jahresperformance von 16,5 respektive sechs Prozent.
Der SDax kommt dagegen auf 31 Prozent pro Jahr und die europäischen Small Caps auf insgesamt 19 Prozent.
Zahlen lügen nicht - müssen aber im Zusammenhang betrachtet werden
Allerdings liegen diesen Berechnungen Werte zugrunde, die bis weit vor der Finanzkrise zurückreichen. Aber auch seit 2003 - also vor dem jüngsten Aufschwung - haben die Small Caps deutlich bessere Ergebnisse eingefahren.
Während sich die in Europa ansässigen Großfirmen um lediglich 85 Indexpunkte (von 100 auf 185) steigern konnten und der ASCII-Europe-Gesamtindex sich auf 209 Indexpunkte verdoppelte, erreichten die Small Caps im gleichen Zeitraum 361 Punkte.
Vom Ergebnis her behielten die Kleinunternehmen also deutlich die Oberhand.
Wie passt das zusammen? Denn immer dann, wenn sich der Markt über einen längeren Zeitraum abwärts bewegt, sind es gerade die kleinen Unternehmen, die mehr leiden.
Zum Vergleich können Sie die Zahlen aus den Jahren 2008, 2011 und 2018, in denen sich der Markt mit einem Abwärtsdrall konfrontiert sah, einmal miteinander vergleichen:
Insgesamt verloren die Small Caps in diesen wirtschaftlichen Schwächephasen also 25 Prozent mehr an Wert als die großen Unternehmen.
Aber - und genau deshalb lohnt sich jetzt der Einstieg in Nebenwerte - Small Caps erholen sich sehr viel schneller von schlechten Phasen.
Sie kommen binnen einer kurzen Zeit wieder auf die Beine und machen dann richtig große Kurssprünge. Großunternehmen liefern da eher eine behäbige Performance ab.
Bei Ihnen dauert es erfahrungsgemäß lange, bevor sie wieder zu alter Stärke erwachsen. Elefanten galoppieren eben nicht, wie es eine alte Börsenweisheit trefflich ausdrückt.
Ein ganz anderes Bild liefern hier die Small Caps.
So schossen die Kurse der kleinen Firmen zwischen 2009 und 2011 erst um eindrucksvolle 65 Prozent und dann noch einmal um 21 Prozent nach oben.
Die Large Caps kamen auf ein Plus von 34 Prozent und zwei Prozent. 2015 boten die Small Caps dann eine positive Performance von elf Prozent, während die großen Unternehmen sogar vier Prozent einbüßten.
Auch das Jahr 2017 ging mit 36 zu 24 Prozent für die kleinen Firmen aus.
Das macht alleine in diesen Schlüsseljahren ein deutliches Plus für die Small Caps aus.
Damit gleichen die kleinen Unternehmen und Nebenwerte Aktien die Verlustpunkte in den Abwärtsphasen deutlich wieder aus und gewährleisten auch in den turbulenten Zeiten zusätzliche Perfomancepunkte.
Das Investieren in Small Caps gerade bei den aktuellen Gegebenheiten ergibt also Sinn.
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