Welche Motivation treibt Anleger heute an? Wer nutzt die so bezeichneten Neobroker?
Und wie wird Vermögen im 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts eigentlich angelegt? Das in Berlin ansässige Beratungsunternehmen DIW Econ ist genau diesen Fragen nachgegangen und geben jetzt mit der Studie „Hype or New Normal“ Einblicke in das Verhalten und die Intention von Privatanlegern.
Das Institut analysierte dabei die Antworten respektive das Verhalten von mehr als 200.000 Neobroker-Nutzern.
Die Studie macht deutlich, dass mittlerweile eine gänzlich neue Generation von Anlegern entstanden ist. Der Fokus liegt demnach auf dem langfristigen Vermögensaufbau, eine breite Diversifizierung und nachhaltige Inhalte.
Rund die Hälfte der befragten Anleger outeten sich als Erstanleger, die am Kapitalmarkt im Schnitt insgesamt 37 Prozent ihres Gesamtvermögens anlegen.
Mehr als 70 Prozent der Befragten entscheiden sich für eine langfristige Anlagestrategie und sorgen somit gezielt für das Alter vor.
Die befragten Nutzer von Neobrokern investieren ausgesprochen diversifiziert. Ungefähr 85 Prozent des angelegten Vermögens investieren die Befragten dabei in Aktien und ETFs. Auf Derivate entfallen lediglich zwei Prozent.
Durchgeführt wurde die Studie im Sommer 2021. Aufgrund der Teilnahme von über 200.000 Privatanlegern an der Befragung basiert die vorliegende Studie auf dem weltweit größten Datensatz über das Verhalten und die Anlagemotivation von Privatanlegern. Dank der Analyseergebnisse des unabhängigen Forschungsinstituts DIW Econ wird deutlich, dass für viele junge Menschen das Problem der Rentenlücke fest im eigenen Bewusstsein verankert ist. Das spiegelt sich in dem Verhalten wider, einen signifikanten Teil des eigenen Vermögens am Aktienmarkt zu investieren. Weiterhin zeigt sich, dass moderne Anleger sich stets gut und eigenständig informieren. Außerdem liegt die Priorität klar auf langfristige Investitionen.
Der Senior Research Associate und Ökonom bei DIW Econ, Prof. Dr. Alexander Kritikos, sieht in den Ergebnissen eine klare Abkehr von risikoreichen oder sogar spekulativen Transaktionen. "Bis jetzt wurde immer gemutmaßt, dass insbesondere junge Anleger das zur Verfügung stehende Kapital blind und riskant anlegen. Die Ergebnisse der Studie widerlegen diese Annahme klar und deutlich", führt er aus. Diese Fokussierung sei vorwiegend bei der jüngeren Anleger-Generation zu beobachten. So weisen nur rund zehn Prozent der Erstanlage eine höhere Risikotoleranz zugunsten einer möglicherweise höheren Rendite auf. Bei den erfahrenen Anlegern zeigen sich dagegen rund 20 Prozent als vergleichsweise risikofreudig.
Ein entscheidender Aspekt der Studie war auch die Frage nach der jeweiligen Anlagemotivation. Die Ergebnisse sprechen hier eine deutliche Sprache und spiegeln das Fokussieren der Anleger auf langfristige Anlagen wider. So möchten 72 Prozent der Neobroker-Nutzer mit ihrer Anlage einen langfristigen Beitrag zur gezielten Altersvorsorge leisten. Knapp 77 Prozent investieren dabei in Wertpapiere, da es keine lukrative Spar-Alternative gibt. Das deckt sich dann auch mit der faktischen Portfoliostruktur der Sparer bzw. Anleger. Demnach investieren die Anleger rund 85 Prozent des Anlagebetrags in Aktien und ETFs. Erstanleger kommen sogar auf knapp 90 Prozent. Risikoreiche Produkte mit Hebelwirkungen spielen demgegenüber keine gravierende Rolle in den Überlegungen der Anleger.