Haben Sie das auch schon mitbekommen? Immer öfters sprechen sich Kleinanleger gezielt ab und investieren in bestimmte Wertpapiere. Dadurch werden die Aktienkurse teilweise völlig auf den Kopf gestellt. Was steckt hinter diesem Phänomen und wie sicher sind die diesbezüglichen Finanztipps?
Es klingt paradox, kommt in der Praxis aber immer häufiger vor: Die Wertpapierkurse von Unternehmen, die allgemein als Pleitekandidaten gelten, steigen plötzlich binnen kürzester Zeit deutlich an. Leidtragende sind in diesem Fall insbesondere Hedgefonds, die auf ein Absinken der Kurswerte gewettet haben. Mehrere Milliarden Euro mussten die Hedgefonds diesbezüglich bereits hinnehmen.
Besonders drastisch traf es die Hedgefonds etwa Ende Januar 2021, als der Kurs der schon beinahe insolventen Spielhandelskette GameStop unerwartet nach oben katapultiert wurde. Dies war das Werk von Kleinanlegern, die zum Kampf gegen die Finanzindustrie aufgerufen hatten.
Wer aber genau sind diese Kleinanleger? In erster Linie handelt es sich hierbei um vorwiegend neue und dazu oftmals vergleichsweise junge Anleger. Diese haben in der Corona-Zeit die Börse und den Aktienhandel ganz neu für sich entdeckt. An der Börse wird diese Anlegergruppe auch schon einmal als Generation Aktie bezeichnet. Wieso sie sich jetzt für die Börse interessieren, liegt auf der Hand: Noch nie war das Handeln mit Wertpapieren so einfach wie heute.
Es funktioniert völlig unkompliziert direkt über das Smartphone und über eine Vielzahl an modernen Trading-Apps, die explizit auf die junge Generation ausgerichtet sind. Zudem konkurrieren die Online-Broker verstärkt um diese neue Zielgruppe. Die Folge davon sind sehr günstige Einstiegs- und Handelsgebühren. Hinzu kommt eine Art Goldgräberstimmung, da alle einen Aufschwung mit zahlreichen Chancen auf Kursgewinne erwarteten oder immer noch auf ihn hoffen. Daraus hat sich ein echter Börsenboom entwickelt.
Die neue Anlegergruppe erweist sich aufgrund mangelnder Erfahrung oder fehlendem Know-how sehr aufgeschlossen gegenüber Finanztipps. Diese konsumieren sie zum einen etwa auf YouTube, tauschen entsprechende Informationen aber auch auf Internetplattformen wie Reddit aus. Weltweit bekannt ist zum Beispiel das auf Reddit erstellte Forum "r/wallstreetbetson dem aus Käufe von GameStop-Aktien online beworben und auch koordiniert wurden. Und das, obwohl das Unternehmen seit Jahren Verluste einfuhr und auch keine gute Prognose aufwies.
Ganz im Gegenteil: GameStop hatte offensichtlich den Sprung in das digitale Zeitalter verpasst. Durch die unerwarteten Aktienkäufe stieg die Aktie dann tatsächlich von unter 50 US-Dollar innerhalb weniger Wochen auf zwischenzeitlich rund 500 US-Dollar. Ähnlich lief es bei den Aktien vom früheren Smartphone-Hersteller Blackberry und der US-Kinokette AMC Entertainment. Auch hier kursierten entsprechende Finanztipps auf Reddit.
Sollten Sie auch auf diese Finanztipps eingehen und in die empfohlenen Aktien investieren? Natürlich spielt hierbei auch der Glücksfaktor eine große Rolle, aber nüchtern betrachtet sind online beworbene Kaufempfehlung mit absoluter Vorsicht zu genießen. Denn nicht immer steht der Grundgedanke dahinter, den mächtige Hedgefonds eins auszuwischen.
Laut der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) und ähnlichen Institutionen wird diese Macht der Kleinanleger nach dem GameStop-Fall gezielt missbraucht. Es werden extra Falschinformationen verbreitet. Die Initiatoren steigen dann sofort aus, sobald der Kurs deutlich gestiegen ist. Daraufhin fällt der Kurs wieder ins Bodenlose.
Wenn Sie sich als Anleger auf einen solchen Finanztipp einlassen, aber nicht rechtzeitig genug aussteigen, verlieren Sie unter Umständen viel Geld. Die Initiatoren der beworbenen Aktien-Empfehlung haben sich demgegenüber in jedem Fall die Taschen voll gemacht.
Das könnte Sie auch interessieren: