The trend is your friend - diese alte Börsenweisheit hat seit Jahrzehnten Bestand. Konkret geht es dabei um Trendfolgestrategien. Diese setzen darauf, in bestehende Markttrends einzusteigen.
Aber wie funktioniert eine solche Strategie überhaupt? Welche Ansätze bieten sich hierbei an? Und welche Strategien sollten Sie als Anleger verfolgen?
Dieser Artikel beantwortet diese und viele weitere Fragen rundum die Trendfolgestrategien.
An der Börse wird – im Sinne der Preisbildung – ein Trend als eine außerordentliche Entwicklung bei der Beurteilung einer Aktie bezeichnet.
Dabei wird sowohl der Zeitablauf, als auch die eingeschlagene Richtung berücksichtigt.
Ein Trend entsteht dabei immer durch anfängliche Bewegungen in einer bestimmten Richtung, worauf in der Regel eine so bezeichnete Korrektur erfolgt.
Diese wiederum schlägt genau die entgegengesetzte Richtung der am Anfang eingeschlagenen Richtung ein.
Anschließend nimmt der Trend dann wieder Bewegungen in die ursprüngliche Richtung auf, wobei er zu einer Überschreitung des zu Beginn generierten Hoch- oder Tiefpunktes kommt.
Generell kann sich ein Trend in drei möglichen Zuständen befinden.
Neben dem Aufwärtstrend und dem Abwärtstrend gibt es zudem noch einen trendlosen Zustand, der als Seitwärtsphase bezeichnet wird.
Zweifelsohne zählen Trendfolgestrategien zu den bekanntesten Trading-Strategien. Als Anleger setzen Sie dabei konsequent auf bereits erkennbare und bestehende Kurstrends.
Die so bezeichnete Trendfolge verfolgt dabei eine klare Idee. Demnach sind Kurstrends zwar kaum vorherzusagen, aber bereits bestehende Trends können demgegenüber relativ leicht erkannt werden und sind zudem meist konstant innerhalb eines bestimmten Zeithorizonts.
Auch wenn der Trend schon einige Zeit anhält, kann es sich als lohnenswert erweisen, wenn Sie aufspringen.
Allerdings nehmen Sie mit einem solchen Move ganz bewusst in Kauf, dass Sie in keinem Fall an der vollständigen Kursbewegung vom Höchststand zum Tiefstand oder umgekehrt partizipieren.
Bevor Sie aber überhaupt eine Trendfolgestrategie einsetzen können, müssen Sie erst einmal eine wichtige Grundvoraussetzung erfüllen. Es gilt, bestehende Trends zu erkennen und mögliche Trendwenden zu prognostizieren.
Das bildet die Basis, um rechtzeitig einzusteigen bzw. um zum richtigen Zeitpunkt auszusteigen. Erleichtert wird Ihnen die Identifikation von Trends von den so bezeichneten Trendfolgeindikatoren.
Denn eine Kombination aus verschiedenen technischen Indikatoren geben Ihnen Kauf- und Verkaufssignale. Anleger halten dabei immer nach dem perfekten Setting Ausschau.
Trends existieren auf allen zeitlichen Ebenen und auch in allen Märkten. Wie bereits anfangs skizziert, können sie sowohl aufwärts und abwärts als auch seitwärts gerichtet sein.
Unterscheiden müssen Sie dabei die Zeiträume, in denen Trends ablaufen. Betrachten Sie etwa einen langfristigen Trend, wird Ihnen schnell auffallen, dass dieser von mittel- und kurzfristigen Trends durchsetzt ist, die entgegengesetzt zur langfristigen – also übergeordneten – Trendrichtung verlaufen.
Ein typisches Beispiel hierfür sind die so bezeichneten Korrekturphasen.
Grundsätzlich wird dabei die Prämisse aufgestellt, dass sich die jeweiligen Kurse stets in stabilen Mustern bewegen.
Das bedeutet mit anderen Worten, dass zufällige Entwicklungen keine große Rolle im Hinblick auf die Muster spielen. Im Grunde ist genau dies schon der theoretische Ansatz jeder Trendfolgestrategie.
Gelingt es einem Anleger einen entsprechenden Trend zu identifizieren und ihm zu folgen, wird er in die Lage versetzt, ein profitables Handelssystem aufzubauen.
Es existieren verschiedene Merkmale und Zeichen, anhand derer Sie Trends identifizieren und entsprechend einschätzen können.
Einen Aufwärtstrend erkennen Sie daran, dass ein Hoch, das auf das vorherige Hoch folgt, immer höher als dieses ist. Das Gleiche gilt für Tiefs. Hier sind ebenfalls die nachfolgenden Tiefs stets höher als die zuvor generierten Tiefs. Das bedeutet also, dass die Extrempunkte immer höher sind.
Hier verhält es sich genau andersherum. So können Sie einen Abwärtstrend daran identifizieren, dass das aktuelle Tief immer tiefer als die vorherigen Tiefststände sind. Das gleiche Prinzip gilt auch bei Hochs. Das aktuelle Hoch ist demzufolge grundsätzlich tiefer als das Hoch zuvor. Also sind hier die Extrempunkte immer tiefer.
Werden die zuvor genannten Bedingungen für einen Aufwärts- oder eben einen Abwärtstrend nicht erfüllt, sprechen die Börsianer von einer trendlosen Phase.
Trends bzw. Trendfolgestrategien sind hauptsächlich im Zusammenhang mit der Technischen Analyse (kurz: TA) eine wesentliche Komponente.
Die Technische Analyse geht grundsätzlich davon aus, dass sich ein einmal existierender Trend mit großer Wahrscheinlichkeit auch weiterhin in die eingeschlagene Richtung weiterentwickelt. Ein Trendwechsel stellt also eher die Ausnahme dar.
In den vergangenen Jahrzehnten sind innerhalb der Technischen Analyse verschiedene Instrumente entwickelt worden. In Charting-Programmen respektive in der Praxis an sich kommen dabei häufig folgende Instrumente zum Einsatz:
Grundsätzlich werden Trendlinien als Geraden definiert. Daher erfordern sie dann auch mindestens zwei Punkte, um diese miteinander zu einer Geraden bzw. zu einer Trendlinie zu verbinden.
Verläuft die Linie dabei entlang von Tiefs im Rahmen eines Trends, handelt es sich um einen Aufwärtstrend. Im Idealfall sollte zwischen den einzelnen Tiefpunkten immer ein Relatives Hoch (kurz: RH) liegen. Diese sollten sich in aufsteigener Form immer wieder übertreffen.
Die Trendlinie gewinnt umso mehr an Bedeutung für das Erkennen von Trends, desto mehr Berührungspunkte vorhanden sind.
Wenn Sie parallel zu einer Trendlinie zusätzlich eine weitere Gerade ziehen, entsteht dann ein so bezeichneter Trendkanal. Diese unterstützt die Identifikation von Trends, ist allerdings weitaus weniger signifikant als die ursprüngliche Trendlinie.
Kommt es zum Bruch der Trendlinie, können Sie dies als Signal für einen Trendwechsel interpretieren. Soweit zumindest die Theorie. In der Praxis sieht das häufig anders aus.
Denn wenn die signifikante Trendlinie vom Markt nur leicht unterschritten wird, setzt sich im Anschluss der Trend meistens trotzdem weiter fort.
Wenn Sie eine auf der Basis von Trendlinien aufgebauten Trendfolgestrategie nutzen, sollten Sie daher stets zusätzliche Filter integrieren. Auf diese Weise können Sie etwa Unterschreitungen der Trendlinie lediglich im Wochenchart oder auf Basis der Tagesschlusskurse berücksichtigen.
Bei Trendfolgestrategien finden Sie die günstigsten Einstiegspunkte stets in der Nähe der zugrunde gelegten Trendlinie.
Von diesen Einstiegspunkten steigen die Kurse zwingend, sofern sich der Trend tatsächlich fortsetzt. Im umgekehrten Fall können Sie auf ein klar definiertes Exit-Signal zurückgreifen.
Sehen Sie hier, dass der Markt oberhalb der primären Trendlinie notiert, können Sie in der Regel mit einer Korrektur – im Vorfeld der Trendfortsetzung – rechnen.
Für einen langfristig orientierten Anleger ohne Fremdkapitaleinsatz schließt dies zwar den Kauf nicht aus, aber kurzfristig orientierte Investoren bzw. Trader sollten in einem solchen Fall ohne weitere Indizien vom Aktienerwerb inmitten eines Trendkanals Abstand nehmen.
Gleitende Durchschnitte finden Sie in eigentlich jeder gängigen Chart-Software. Das Anwendungsprinzip ist dabei vergleichsweise einfach. Ermitteln Sie die Gleitenden Durchschnitte zum Beispiel auf Tagesbasis, stehen die jeweiligen Schlusskurse im Fokus.
Die entsprechenden Schlusskurse ergeben dabei den SMA-Wert (SMA: Simple Moving Average) am Tag X. Wenn Sie jetzt den ältesten Kurs durch den Schlusskurs am Tag X+1 ersetzen, kommen Sie auf die Gleitenden Durchschnitte.
Es gibt dabei unterschiedliche Arten von gleitenden Durchschnitten – letztlich sollten Sie sich aber in erster Linie auf lineare und exponentielle Gewichtungen konzentrieren, die den älteren Schlusskursen weniger Relevanz einräumen als den jüngeren Kursen.
Dank einer solchen Gewichtung steigern Sie deutlich die Sensitivität des Durchschnitts im Hinblick auf Kursveränderungen.
Der Gleitende Durchschnitt reagiert diesbezüglich grundsätzlich schneller und besser auf Trendwechsel, wenn eine hohe Sensitivität erreicht wird. Unabhängig von der jeweiligen Gewichtung sind Gleitende Durchschnitte stets trendfolgende Indikatoren.
Sie fungieren quasi als geglättete Trendlinien. Im Gegensatz zu den ebenfalls nutzbaren grafischen Linien lassen sich die Trendlinie respektive die Gleitenden Durchschnitte leicht in automatische Handelssysteme oder zum Beispiel in Scan-Vorgänge integrieren.
Es gibt sogar Handelssysteme, die ausschließlich auf Gleitenden Durchschnitten basieren. In einer extrem simplen Form ist zum Beispiel die Kombination von Durchschnitten mit zehn und mit 30 Perioden.
Wenn der kürzere SMA dabei den längeren Simple Moving Average von unten nach oben durchkreuzt, liegt ein Kaufsignal vor.
Fibonacci Retracements (kurz: FR) messen zum einen das gesamte Ausmaß einer entsprechenden Korrekturbewegung und geben zum anderen innerhalb eines Trends Hinweise auf mögliche Einstiegspunkte.
Dabei sind einige wesentliche Punkte zu beachten. Das Ausmaß der Korrekturbewegungen bestimmt die vorliegende Intensität eines Trends.
Dabei ist zu beachten, dass ein Trend – laut einschlägiger Literatur – auch dann noch existiert, wenn es zu einer Korrektur der initialen Aufwärtsbewegung zu etwa zwei Dritteln gekommen ist. In diesem Fall spricht man von einem langsamen Trend.
Handelt es sich im Gegensatz dazu um einen schnellen Trend, können Sie das daran erkennen, dass die vorangegangene Bewegung lediglich um maximal einem Drittel korrigiert wurde. Korrekturbewegungen, die deutlich unter einem Drittel liegen, können Sie dagegen als Fortsetzungsformation interpretieren.
Im Rahmen eines Fibonacci Retracements kommen prinzipiell verschiedene Korrekturlevel zum Einsatz.
Experten sehen die Level 38,2 Prozent, 50 Prozent sowie 61,8 Prozent als entscheidende Werte an. Auch wenn in der Fachliteratur mitunter behauptet wird, dass bereits einer die FR-Levels eine hohe Aussagekraft besitzen, ist es empfehlenswert, dass Sie in der Nähe der Level nach weiteren Indizien – wie horizontale Unterstützungen oder Kurslücken – für eine Trendfortsetzung suchen.
Entfernt sich ein gleitender Durchschnitt vom Markt, liefert dies in vielen Fällen einen Hinweis auf eine zeitnah einsetzende Korrekturbewegung.
Notiert der Markt zum Beispiel vergleichsweise weit oberhalb seines Durchschnitts, können Sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von einer solchen Korrektur ausgehen.
Als hilfreiches Instrument präsentieren sich dabei die so bezeichneten Envelopes. Hierbei handelt es sich um Linien,die oberhalb und unterhalb des Moving Average eingezeichnet werden.
Wichtig ist dabei, dass Sie einen festen prozentualen Abstand einhalten.
Envelopes können dabei jederzeit mit Gleitenden Durchschnitten kombiniert werden. Wird etwa ein 30-Tage-SMA betrachtet, sind Abstände von zwei Prozent eine gute Wahl.
Das obere Prozentband fungiert hier als Entscheidungs- bzw. Bewertungskriterium. Wird dieses Band vom Markt erreicht, kommen im Rahmen einer Trendfolgestrategie zum Beispiel so bezeichnete Trailing Stops zum Einsatz.
Als Instrument weitaus bekannter sind die Bollinger Bänder. Ähnlich wie bei den Envelopes erscheint in der etablierten Chart Software auch hier ein Band ober- oder unterhalb des Moving Average.
Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied. Der Abstand wird jetzt durch eine Berechnung ermittelt, die eine doppelte Standardabweichung beinhaltet.
Die jeweiligen Abstände sind also nicht fix.
Dadurch laufen die Bänder bei steigender Volatilität auseinander, zugleich aber liegen 95 Prozent aller betrachteten Kurse genau zwischen den beiden Bändern.
Die Interpretation gestaltet sich allerdings etwas kompliziert. Denn hier stehen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zur Verfügung.
So sehen einige Marktexperten in den beiden Bändern technische Kursziele, was gleichbedeutend mit Hinweisen auf eine überkaufte respektive eine überverkaufte Situation.
Für bestimmte Trendfolgestrategien sind genau solche Informationen wichtig. Avisieren Sie etwa einen Ausstieg bereits bei einer kurzfristig auftretenden Glättung innerhalb von expliziten Trendphasen und nicht erst bei einem klaren Trendbruch, finden Sie so frühzeitig genug die richtigen Ausstiegspunkte.
Das Konzept des Trends wurde bereits im 19. Jahrhundert entwickelt. Bereits kurz danach entstanden die ersten Trendfolgestrategien.
Die so bezeichnete Turtle Strategie gilt dabei als einer der bekanntesten und am meisten genutzten Vorgehensweisen. Entwickelt wurde diese Strategie von Richard Donchian. Sie sieht den Mix von zwei Entry-Signalen vor. Das erste Signal wird dabei ausgelöst, wenn ein neues 20-Tages-Hoch bzw. ein entsprechendes Tief über den gleichen Zeitraum erreicht. Wird ein Handelssignal generiert, ist die Umsetzung noch am selben Handelstag durchzuführen. Die Position selbst wird dabei in mehreren Schritten aufgebaut und gleichzeitig mit einem Stop Loss versehen.
Im Kern geht es bei Dynamic Breakout System Strategien um besonders dynamische Marktkonstellationen. Die meisten Ansätze setzen hierbei auf die Eröffnung einer Long Position. Und zwar genau dann, wenn der Markt sich äußerst dynamisch auf ein so bezeichnetes Widerstandsniveau zubewegt. Agieren Sie lieber defensiv, sollten Sie stattdessen einen hohen Anstieg der Volatilität als Zeichen respektive als Filter für Ausbrüche nutzen.
Die Donchial Breakout Handelsmethode ähnelt im Grunde genommen sehr der Turtle-Strategie. Auch hier eröffnen Sie Long Positionen, wenn ein 20-Tages-Hoch erreicht wird. Im umgekehrten Fall schließen Sie die Position spätestens bei Erreichen eines 20-Tages-Tiefs. Als zusätzlichen Filter sollten Sie zudem den Average True Range nutzen. Dieser dient dazu, Bärenfallen und Bullenfallen zu umgehen, was letztendlich Ihre Trefferquote zu erhöht.
Das könnte Sie auch interessieren: