Der Dow Jones verliert stark, der Dax bewegt sich auf dem Niveau der Finanzkrise. In Scharen fliehen die Anleger aus ihren Positionen. Das Coronavirus hat die Finanz- und Aktienmärkte im Würgegriff.
Nur wenige Börsianer bleiben angesichts der bisherigen und den noch zu erwartenden Entwicklungen an der Börse entspannt. Einer von denen, die in der aktuellen Situation gelassen bleiben, ist der Börsenguru Warren Buffett. Bei ihm ist von Panik keine Spur. Er kauft unbeeindruckt weiter Aktien.
Die sinkenden Preise auf den Aktienmärkten eröffnen ganz neue Chancen und Möglichkeiten. Daher empfiehlt Warren Buffett den Anlegern auch, trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Eine ähnliche Empfehlung hatte zuvor bereits der Wirtschaftsberater von Donald Trump, Larry Kudlow, in einem Interview gegeben (vgl. Coronavirus – die Auswirkungen auf die Aktienmärkte).
Die Meinungen bzw. die Empfehlungen von Larry Kudlow und Warren Buffett fallen angesichts der momentanen Reaktionen und Handlungen auf den ersten Blick aus dem Rahmen. Denn an allen Märkten beherrschen Mitte März im allgemeinen Besorgnis und Unsicherheit die Szenerie. Die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus haben die Bereiche Geldanlage und Aktienmärkte vorübergehend zu fragilen Konstrukten werden lassen.
In Europa, den USA und auch Asien rauschten die relevantesten Indizes nahezu geschlossen nach unten und verzeichnen immer neue Tiefststände. Umso mehr die Zahl, der mit dem Coronavirus Infizierten steigt, desto mehr geben die Kurse nach.
Erschwerend für die allgemeine Stimmungslage und die Erwartung kommt hinzu, dass plötzlich ein möglicher Ölpreis-Krieg am Horizont aufgetaucht ist. Denn die OPEC konnte sich mit einigen anderen involvierten Staaten bislang nicht über eine gemeinsame Vorgehensweise und Preispolitik einigen.
Diese Nachricht in Zeiten der Corona-Krise sorgte für weitere Unruhe unter den Börsianern und Anlegern. Die Auswirkungen in Form von neuen Tiefständen auf den Märkten bzw. an der Börse haben nicht lange auf sich warten lassen.
Buffett: Anleger sollten die aktuell günstigen Einstiegspreise gnadenlos ausnutzen
Die allgemeinen Abwärtsbewegungen werden aber nicht überall als Krise wahrgenommen. Ganz im Gegenteil: Warren Buffett sieht große Chancen für überproportionale Gewinne in der Zukunft. Denn die derzeitigen Abwärtsbewegungen sorgen nicht nur für Frust und starke Verluste (auf dem Papier) – vielmehr bieten Sie auch ganz neue Einstiegschancen durch günstige Preise für Aktien.
Bereits beim Jahrestreffen von Berkshire Hathaway Ende Februar machte Warren Buffett deutlich, dass es überhaupt keinen ersichtlichen Grund gibt, dass es zu einer Panik am Aktienmarkt kommt.
Stattdessen empfahl er schon zu dieser Zeit, dass Investoren weiterhin investieren und ihr bisheriges Investitionsverhalten nicht ändern sollten. Es sei sogar ratsam, genau jetzt Geldanlagen verstärkt abzuschließen. Denn günstigere Eintrittspreise als bei der momentanen Entwicklung gibt es in krisenlosen Zeiten nicht.
Auch wenn Warren Buffett mit diesen Aussagen nicht nur eine positive Resonanz hervorgerufen hat, sollten Sie die Ratschläge nicht einfach nur beiseite wischen. Schließlich handelt es sich bei Warren Buffett um einen renommierten und erfolgreich agierenden Börsenguru, der bereits seit mehreren Jahrzehnten an der Börse respektive an den Aktienmärkten aktiv ist.
Daher weiß er ganz genau, dass es in den Kursen nicht immer nur aufwärtsgehen kann. Gerade diesen Umstand nutzt er dann für seine eigene Anlagestrategie. So betrachtet er Abwärtsentwicklungen auch immer gleichzeitig als Chance für gezielte Zukäufe. Sein Motto dabei: Wenn andere gierig sind, sei ängstlich und zurückhaltend; sind die anderen ängstlich, sei gierig.
Über das momentane Verhalten vieler Anleger und Investoren kann er daher nur den Kopf schütteln. Für ihn ist es dabei unverständlich, dass sich die Mehrzahl der Anleger über stetig steigende Aktienkurse freut, aber bei einem Abwärtstrend an den Aktienmärkten unruhig und nervös werden. Denn gerade bei einer abwärts gerichteten Entwicklung müssen Anleger oftmals weitaus niedrigere Preise für Aktien bezahlen.
Aber ist das Coronavirus und die daraus resultierenden Auswirkungen nicht ein Sonderfall? Schließlich werden gerade die wichtigen Touchpoints an der gesamten Wertschöpfungskette entlang negativ beeinflusst. Ganze Lieferketten brechen zusammen, Unternehmen können nicht wie gewohnt produzieren und im Handel bleibt das eine oder andere Regal schon einmal leer.
Dass das neue Coronavirus die weltweite Wirtschaft und damit auch die Märkte in Atem hält, bestreitet er natürlich nicht. Diese Entwicklung ist auch nicht zu übersehen. Er gibt sogar öffentlich zu, dass er nicht viel über das Coronavirus weiß. Was er aber auf jeden Fall weiß, ist, dass Investoren bzw. Anleger beim Kauf von Aktien gleichzeitig Unternehmen kaufen.
Warren Buffett appelliert an die Anleger, sich dies noch einmal deutlich bewusst zu machen. In diesem Sinne sollten Anleger aufhören davon zu reden, dass sie Aktien kaufen würden. Seiner Meinung nach ist die weitaus zutreffendere Formulierung, dass man ein bestimmtes Business respektive ein Unternehmen kaufe. Wer dies verinnerliche, hätte den Blick frei für eine ganz andere Sichtweise auf den Kauf und Verkauf von Aktien.
Was bedeutet das für die Praxis? Der Berkshire Hathaway-CEO Buffett verweist hier sofort auf den kurzfristigen und den langfristigen Anlagehorizont. Demnach sollten Sie Ihre Entscheidung, ob Sie Aktien zukaufen, nicht von situativen Kursentwicklungen und tagesaktuellen Schlagzeilen abhängig machen. Stattdessen sollten Sie immer den langfristigen Ausblick als wichtigstes Entscheidungskriterium ansehen.
Denn die eigentliche Frage ist hier, ob sich für die Unternehmen in den vergangenen 24 oder 48 Stunden der 10- oder 20-Jahres-Ausblick in irgendeiner Form geändert habe Buffett selbst lebt dieses strategische Grundprinzip vor. So hält er bereits seit mehr als 20 Jahren Aktien von American Express und seit über 40 Jahren Coca Cola-Aktien.
Wenn Sie die Historie dieser beiden Großunternehmen ein wenig verfolgt haben, wissen Sie, wie viele Negativschlagzeilen im Zusammenhang mit American Express und Coca Cola in den vergangenen Jahrzehnten publik wurden. Buffett hat die Aktien trotz zwischenzeitlicher, rasanter Talfahrt immer gehalten. Und nicht nur das. Sanken die Kurse genügend stark, kaufte er gezielt Aktien von Coca Cola und American Express hinzu.
Handlungsweise leitet sich dann auch eine klare Empfehlung ab. Haben Sie bereits ein Unternehmen im Auge respektive im Portfolio und möchten die Positionen erweitern, sollten Sie zuschlagen, wenn die Aktien besonders günstig sind. Das sind sie vorzugsweise immer dann, wenn am Markt eine große Besorgnis vorherrscht. Genau für eine solche große Besorgnis sorgt aktuell das Coronavirus und die damit zusammenhängenden Auswirkungen.
Viele versuchen immer noch abzuschätzen, wie sich der Markt in der und nach der Corona-Krise entwickeln könnte. Es bleiben aber Spekulationen. Niemand weiß, wie tief die Aktienkurse tatsächlich noch fallen und welche Unternehmensaktien sich schnell wieder im Hinblick auf den Kurswert fangen. Günstige Einstiegspreise sind daher niemals gleich günstige Einstiegspreise. Vielmehr sollten sich die Anleger gerade in der momentanen Situation verstärkt auf den reinen Unternehmenswert konzentrieren. Dies bildet eine hervorragende Basis, um einen intelligenten Kauf zu tätigen - und das zu einem guten Preis.
Von tagesaktuellen Nachrichten sollten Sie sich demgegenüber bei Ihren Kaufentscheidungen nicht leiten lassen. Stattdessen ist eine Planung immer besser auf eine Zehn-, Zwanzig- oder Dreißigjahressicht auszurichten. Das Coronavirus respektive die wirtschaftlichen Folgen sorgen also zwar für günstige Einstiegspreise, verändern aber noch nicht nennenswert die jeweilige Zukunftssicht bzw. die Zukunftsaussichten und den Unternehmenswert. Kaufen Sie also weiterhin Aktien, auch wenn viele andere Anleger eiligst Positionen abbauen. Aber nur dann, wenn Sie als Investor auch wirklich genug für Ihr eingesetztes Kapital bekommen. Es müssen also Unternehmenswert und die langfristige Jahressicht für einen Aktienkauf sprechen.
Es sind aber nicht nur die Aktienmärkte, die durch das Aufkommen des Coronavirus in eine schwierige Lage gekommen sind. Auch andere Finanzprodukte sind dadurch verstärkt in den Fokus gerückt. Haben sich die Risiken verändert? Welche Anlage-Kategorien sollte ein Anleger in seinem Portfolio unbedingt berücksichtigen? (s. Beitrag: Vermögensaufteilung - so gestalten Sie Ihr persönliches Portfolio)
Neben Aktien geht es hierbei vor allem um Anleihen, Gold, und Öl. Wie die jeweiligen Chancen und Risiken einzuschätzen sind, erfahren Sie im folgenden Abschnitt.
Weltweit sind die Aktienmärkte in den ersten März-Wochen kräftig eingebrochen. Neben dem Dax zum Beispiel auch der MSCI World, der von vielen Anlegern als Basis für eine Anlage in preiswerte ETFs genutzt wird. Diese Entwicklung verunsichert viele Anleger und sie reagieren mit vorschnellen Verkäufen. Genau das ist aber wohl einer der entscheidendsten Anlagefehler.
Warum das so ist, verdeutlicht ein simples Beispiel. Auf der einen Seite verkaufen Sie Ihre Positionen bei stark sinkenden Kurswerten. Auf der anderen Seite steigen Sie dann erst wieder in diese Positionen ein, wenn sich die Szenerie wieder normalisiert hat und in diesem Zuge die Kurse wieder eine kräftige Erholung erfahren haben. Ein solches Verhalten beschert Ihnen Verluste und gleichzeitig vergleichsweise üppige Einstiegspreise.
Es stellt daher einen überflüssigen Move dar. Denn wenn Sie beim ersten Kauf von der langfristigen Wertsteigerung einer breit gestreuten Aktienanlage überzeugt waren, wieso sollten Sie dann auf einmal Ihre zu einem früheren Zeitpunkt festgelegten Anlagestrategie das Vertrauen entziehen? Hinzu kommt: Nach momentaner Wissenslage stellt die Corona-Krise für eine relevante Zahl von Unternehmen keine Existenzbedrohung dar. Alleine im MSCI World stecken 1.600 Einzelwerte. Da kann man ruhig schon einmal optimistisch bleiben.
Hier greift auf jeden Fall die alte Börsenregel, dass Krisen ausgesessen werden sollten. Dafür benötigen Sie aber genügend Sitzfleisch und finanzielle Reserven. Es ist noch in keiner Weise abzusehen, ob der Aktienmarkt noch mehrere Wochen, einige Monate oder eventuell sogar das gesamte Jahr 2020 im Krisenmodus bleibt. Diese Variante können Sie natürlich nur dann in Erwägung ziehen, wenn Sie nicht dingend Geld zum Beispiel für den Kauf einer Immobilie, eines Wohnmobils oder anderer Anschaffungen oder auch Verpflichtungen benötigen.
In diesem Fall sind Sie quasi zum Verkaufen gezwungen, wenn Sie Ihre Vorhaben und Verpflichtungen nicht aufschieben können. Verkaufen Sie aber immer nur geplant. So sollten Sie niemals Ihr gesamtes Aktienvermögen auf einmal veräußern, sondern immer nur in Raten.
Es gibt auch Gewinner in der Corona-Krise. Während sich die Kurse der Aktien immer weiter abwärts bewegen sind im Gegenzug Staatsanleihen, die als besonders sicher gelten, im Wert mitunter deutlich gestiegen. Gerade Schuldscheine aus Deutschland, Frankreich oder den USA sollten Sie hier im Blick haben. Von der Finanzlogik her bedeutet das, dass die Verzinsung bzw. Ihre Rendite beim Kauf solcher Anleihen weiter gesunken ist.
Deutsche Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit haben beispielsweise mit minus 0,9 Prozent einen historischen Tiefstwert erreicht. Aber Achtung. Dies gilt nicht für Anleihen von Unternehmen. Hier steigt eher das Ausfallrisiko. Als Anleger können Sie froh sein, wenn Sie jetzt etwa Rentenfonds mit Staatsanleihen in Ihrem Portfolio, steht dem Kursabrutsch der Aktien ein Wertgewinn durch Anleihen gegenüber.
In Krisenzeiten wird gerne zu Gold als Anlageobjekt gegriffen. Trotzdem aber sollten Sie hier sehr vorsichtig vorgehen. Denn Gold ist durchaus auch ein eher spekulatives Investment. Die Nachfrage stellt den entscheidenden Aspekt dar. In der momentanen wirtschaftlichen Krise steigt die Nachfrage und gleichzeitig geht auch der Kurs weiter nach oben. Ähnlich wie Tages- oder Festgeld kann Gold in Krisenzeiten Schwankungen in Ihrem Depot ausgleichen.
Daher ist es ratsam, das Sie - gemessen am Depotwert - bis zu maximal zehn Prozent physisches Gold beimischen. Wer dies vor der Corona-Krise realisiert hat, profitiert jetzt von diesem Move.
Haben Sie bislang kein Gold in Ihrem Portfolio, sollten Sie es jetzt aber auch dabei belassen. Denn Sie müssen jetzt vergleichsweise teuer einkaufen. Sinkt irgendwann wieder die Nachfrage, drohen Ihnen Kursverluste.
Der Preisrutsch beim Erdöl hat einen indirekten Zusammenhang mit dem Coronavirus. Denn China und Italien fragen spürbar weniger nach Erdöl nach. Saudi-Arabien hat jetzt als zweitgrößter Rohölförderer den Preis stark gesenkt. Für Anleger ergeben sich hier ganz neue Möglichkeiten. Denn durch den Absturz der Kurse können Sie jetzt Unternehmensaktien von Ölfirmen sehr günstig erwerben. BP notierte zum Beispiel vor mehr als zwei Jahrzehnten zum letzten Mal auf einem derart tiefen Kursniveau.
Wer jetzt im Tief Aktien von BP und Co. kauft, kann sich hohe Renditen sichern. Zudem zeichnen sich die Ölriesen dadurch aus, dass sie konstant hohe, teilweise sogar steigende Ausschüttungen realisieren. In der Vergangenheit wurden diese Renditen in den meisten Fällen auch im Rahmen aktueller Krisenzeiten ausgezahlt. Alles in allem lohnt sich aktuell also ein Investment in die entsprechenden Unternehmen.
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