Der Energiemarkt steht vor dem Umbruch. Für Anleger ergeben sich dadurch viele neue chancenreiche Optionen. Ob grüner Wasserstoff oder grüner Strom – die Möglichkeiten sind in diesen Bereichen nicht nur äußerst vielfältig, sondern kommen schneller als noch vor wenigen Monaten gedacht. Wir erklären Ihnen die Hintergründe und sagen Ihnen, auf welche Unternehmensaktien Sie jetzt explizit achten sollten.
Nun also doch: Um die große Abhängigkeit Deutschlands von russischen Gaslieferungen schnellstmöglich entscheidend zu verringern, werden jetzt an der Nordsee in Brunsbüttel und Wilhelmshaven die ersten Terminals gebaut, die das Anliefern und Verteilen von Flüssiggas LNG gewährleisten sollen.
In Brunsbüttel ist allerdings erst im Dezember 2021 der niederländische Terminalspezialist Vopak LNG Holding als Betreibergesellschaft ausgestiegen. Dafür steigt der Bund mit 500 Millionen Euro (über die Förderbank KfW) in das Brunsbütteler Projekt ein. Er hält dadurch 50 Prozent an der Betreibergesellschaft, während der niederländische Gasnetzbetreiber Gasunie 40 Prozent und der Versorger RWE zehn Prozent übernimmt. Betrieben wird die Anlage nach aktuellem Kenntnisstand von Gasunie.
Neben Wilhelmshaven und Brunsbüttel sind zudem auch die Städte Rostock und Stade als mögliche neue Standorte für LNG-Terminals vorgesehen. Laut des Energieverbands VDEW verfügt Europa zum jetzigen Zeitpunkt insgesamt über 36 LNG-Terminals. Es ist aber nicht nur der Gasmarkt bzw. die Gasversorgung, die aufgrund der Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland im Rahmen der Energiewende gewissermaßen komplett neu strukturiert wird.
Auch grüner Wasserstoff entwickelt sich immer mehr zu einem Booster für den Energiemarkt bzw. für die Energiewende. Es sind dabei zwar verschiedene Arten von Wasserstoff erhältlich, aber lediglich der so bezeichnete grüne Wasserstoff ist wirklich zu 100 Prozent emissionsfrei, da er unter ausschließlicher Nutzung von erneuerbaren Energien durch Wasserelektrolyse hergestellt wird. Hier ergeben sich ebenfalls spannende Optionen sowohl für institutionelle Anleger als auch für Privatanleger.
Der in Stavanger beheimatete börsennotierte Gas- und Ölkonzern Equinor ASA (früher Statoil) ist Norwegens Energieriese. Aufgrund der EU-Ziele im Hinblick auf den schnellen Ersatz für Gas aus Russland sind sehr ambitioniert. Zudem sind die Reserven in europäischen Gasspeichern niedrig und das Angebot zusätzlich denkbar knapp. Daher sind zusätzliche Lieferungen zu höheren Preisen als bisher für die Norweger wahrscheinlich. Die Analysten erwarten für 2022 ein Umsatzplus von knapp 113 Milliarden US-Dollar. Das wäre eine Steigerung von 25 Prozent, wobei der Gewinn um rund 30 Prozent zulegen könnte. Aktuell rangiert die Aktie bei 34,50 Euro bei einem kurz- bis mittelfristigen Kursziel von 45 Euro.
Der börsennotierte Energieversorgungskonzern profitiert ebenfalls von der aktuellen Situation. Nach eigenen Angaben will der Konzern bis 2030 rund 2,1 Gigawatt aus Sonne und Wind seinem Portfolio hinzufügen. Die am 28. April anberaumte Hauptversammlung verspricht Spannung, zumal der größte Investor die Abspaltung der Kohlesparte fordert. Das Kursziel liegt im Mittel bei 45,67 Euro, was ein Plus von über 18 Prozent zum aktuellen Kurs bedeutet.
Der australische Erdgasriese aus Perth hält aktuell Äquivalente von rund 100 Millionen Barrel Reserven. Gerade die großen asiatischen Länder befeuern die Nachfrage. Die hohen Gaspreise dürften dem Unternehmen dabei ein Rekordjahr bescheren. Die Analysten gehen von einem Plus von 35 Prozent aus. Gleichzeitig könnte der Nettogewinn um zwei Milliarden US-Dollar zulegen, was ein Plus von 40 Prozent bedeutet.
Die Bilanz 2021 und auch der Ausblick 2022 des in Bremen ansässigen Betreibers von Wind- und Solarparks in Europa beflügelt die Fantasie von Analysten und Anlegern. Hinzu kommt: Die Bremer errichten Solarparks und Windfarmen an Land. Das geht deutlich schneller als auf dem Wasser. Daher sollte das auch das Geschäft des Bremer Versorgers entscheidend ankurbeln. Demnach wird erwartet, dass der Umsatz um 50 Prozent auf 252 Millionen Euro und der Nettogewinn um 60 Prozent auf 45,7 Millionen steigt. Sie können beim aktuellen Kurs von 87,30 Euro von einem Kursziel von knapp unter 100 Euro ausgehen.
Die Dortmunder Nucera, Plug Power (USA) und Nel Asa aus Norwegen konzentrieren sich verstärkt um die Herstellung und Bereitstellung von grünem Wasserstoff. Durch den Einsatz der Wasserelektrolyse ist langfristig das siebenfache Umsatzvolumen möglich. Gerade für besonders langfristige Anlagestrategien besteht hier eine klare Kaufempfehlung.